Diese Zusammenfassung des 2. Abschnittes der Via Francigena von Rom nach Süden beschreibt den Weg der Pilger von Rom in Richtung Jerusalem. Der führt mich auf der Via Trajana von den Ausläufern des südlichen Apennin in Richtung Adria und an der Küste entlang bis zum Stiefelabsatz Italiens.
Anreise und Rückfahrt:
Für die Anreise hatte ich mich wie meistens für die Bahn entschieden: Graz – Bruck/Mur mit der S-Bahn und dann Umsteigen in den NightJet in Richtung Rom. In Florenz steige ich am Campo di Marte aus und fahre mit der Regionalbahn eine Station zum Bahnhof Firenze Centrale. Dort nehme ich den FrecciaRossa, der mich direkt über Rom nach Foggia bringt.
Als Rückreisebahnhof habe ich mir Lecce ausgesucht, von dort geht die Fahrt ohne Umsteigen nach Bologna und weiter nach Mestre. Dort steige ich in den Railjet nach Klagenfurt um und wechsle in den Anschlussbus nach Graz, wo ich pünklich nach Fahrplan ankomme.



Der Weg:
Aus der Pulischen Ebene führt der Weg an die Küste und folgt der Küstenlinie bis an Ziel in Santa Maria di Leuca. Im Gegensatz zum 1. Abschnitt ist dieser landschaftlich wenig abwechsungsreich. Im nördlichen Bereich dominieren Wein- und Obstgärten, im südlichen Olivenhaine.


Die Höhendifferenzen waren minimal, eher eine Abwechslung. Zum Leidwesen der Wanderer gab es tageweise viele asphaltierte Strecken. Ich war trotzdem überrascht, wieviele Schotterwege und Wiesenpfade noch zu finden waren. Stark befahrene Straßen sind oft von abgetrennten Fußwegen begleitet. Auf den anderen Wegen waren Fahrzeuge oft eine Abwechslung. Viele Abschnitte sind auch als Radweg ausgezeichnet,




Die Markierungen auf dem Weg sind sowohl in den Städten als auch außerhalb der Städte meist ausgezeichnet und eindeutig. Trotzdem ist es kein Nachteil, über ein Offline – GPS-App (OsMand+) zu verfügen. Die Netzverfügbarkeit war auch im Hinterland immer gegeben.
Ich habe mehrmals kleine Abweichungen von der „offiziellen“ Via Francigena genommen und einmal vor Otranto eine größere Änderung gewählt, um die sehr lange Etappe zu verkürzen.


Unterkunft und Verpflegung:
Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste, die aber nur eine Anregung sein kann. Die Aktualität ist sehr unterschiedlich. Vor allem bei kirchlichen Unterkünften ändern sich die Telefonnummern (neuer Pfarrer – neue Nummer) ständig. Es gibt Möglichkeiten, in kirchlichen Einrichtungen und Sozialeinrichtungen unter einfachen Bedingungen zu übernachten. Stellenweise war es nicht einfach, ein geeignetes und kostengünstiges Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. Es ist sehr empfehlenswert, am Abend vorher bei den Institutionen anzurufen und sich anzumelden, da größere Herbergen selten sind. Italienisch zu sprechen ist von Vorteil.
Die Qualität der Quartiere ist nicht immer vom Preis abhängig. Herbergen laufen meist unter „donativo“ – frei Spende: je nach Angebot 20 – 25 Euro. Privatquartiere und Pensionen: 35 – 60 Euro.




Viele Quartiere bieten kein oder erst ein spätes Frühstück an. Meist ist das Frühstück so sparsam, dass es besser ist, gleich in das nächste Cafe auszuweichen und nach eigenem Bedarf zu bestellen. Die Möglichkeit zum Abendessen war immer gegeben. Ich empfehle auch in Privatquartieren nachzufragen, ob es am Abend im Ort eine Verpflegsmöglichkeit gibt.
Notwendige Einkäufe waren fast immer möglich. Die Ladenöffnungszeiten sind sehr unterschiedlich. Unterwegs gibt es auch längere Strecken ohne Infrastruktur.




Natur und Kultur:
Die Via Francigena Sud führt auf dieser Strecke durch uraltes agrarisch genutzes Gebiet, das seit vielen Jahrhunderten nicht nur die ortsansässige Bevölkerung, sondern auch das antike Rom nährt. So ist es nicht verwunderlich, dass es wenig wirklich „unberührte“ Natur gibt. Nichtsdestotrotz gibt es schöne Wanderwege abseits des Verkehrs.
Besonders bei den Abschnitten direkt an der Küste blühen unzählige Blumen.




Die kulturellen Highlights auf der Route sind ohne Zahl, seien es die vielen Relikte aus der Zeit der griechischen Kolonialisation, der Römerzeit, seien es die alten Kirchen und Burgen aus der Normannenzeit und dem Mittelalter oder die Paläste aus dem Barock. Fast jeder Ort kann mit einem mittelalterlichen Kern oder interessanten Gebäuden der Renaissance oder des Barock aufwarten.



Unterwegs habe ich einige WeitwanderInnen getroffen, die teilweise in Rom oder unterwegs gestartet sind, ein Wanderer ist auch aus dem Süden in Richtung Rom unterwegs gewesen. Alle waren schon sehr wandererfahren. Für Anfänger ist dieser Weg sicher nicht die erste Wahl.
Wanderführer:
Für die Via Francigena Sud gibt es zwei englischsprachige Wanderführer. Ich habe diesen verwendet.

The Via Francigena in Southern Italy
930km on foot across Lazio, Campania, Basilicata and Apulia
Angelofabio Attolico Claudio Focarazzo Lorenzo Lozito
- Lingua: Inglese
Regione: Basilicata, Campania, Lazio, Puglia
Cultural Routes of the Council of Europe - From Rome to Santa Maria di Leuca: a spectacular Way along ancient consular roads, archaeology and nature, castles and abbeys, and boundless horizons where land, sky and sea meet.
- From the Appia Antica Park to Terracina, Gaeta and Sessa Aurunca.
- Then on to Benevento, a strategic point where the Appia and the Via Traiana come together.
- The Way continues through the Gargano and Salento to the destination, the historic ports to sail for the Holy Land.
- A Way full of light and beauty.
ISBN: 9791259960504 - Anno:2022
- Pagine: 288
Seit Mitte April 2025 gibt es auch einen neuen Führer, der von Sandy Brown, einem Wanderspezialisten herausgegeben wird. Ich kenne den Inhalt noch nicht, er ist aber sicher empfehlenswert.

Walking the Via Francigena Pilgrim Route – Part 4
von Sandy Brown und Nicole Bukaty /
Cicerone
Rome, Monte Sant’Angelo and Bari to Santa Maria di Leuca
Sprache:Englisch, EAN: 9781786312495
2025
Statistik:
An den 20 Gehtagen habe ich mehr als 515 km zurückgelegt, für die „nackten Nettokilometer“ bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 475 km übrig. Dabei fielen etwa 1200 Bergauf- und 1300 Bergab- Höhenmeter an. Die bereinigten Tagesstrecken ohne Besichtigungen lagen zwischen 17,3 und 33,9 km, im Median 23,0 km.
Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.
Tagesstrecken auf der Via Francigena Sud von Ordona bis Santa Maria di Leuca
Quartierliste auf der Via Francigena sud von Ordona bis Santa Maria di Leuca
Eine sehr schöne Zusammenfassung,
danke Gerhard