Archiv für den Monat: August 2024

Lutherweg – vorzeitiges Ende und Heimreise

Leider ist dieser Abschnitt des Lutherwegs für uns zu Ende. Ich habe mir, wo auch immer, den COVID – Virus eingefangen und muss sicherheitshalber die Wanderung abbrechen.

Jetzt beginnt ein neues Abenteuer: Wie kommen wir mit der Bahn ohne längerfristige Reservierung nach Hause? Vorerst einmal gar nicht. Von Samstag bis Dienstag früh sind alle für uns möglichen Züge ausreserviert. Erst für Dienstag finden wir eine mögliche Verbindung über Wien. Da schauen wir auch nicht auf den Preis.

In Fulda, der nächsten ICE – Station, ist kein Zimmer frei – letzter Tag der Festspiele.

Festspiele Fulda

Wir versuchen es erfolgreich bei unserem letzten Quartier in Bad Hersfeld. So kann sich Heidrun noch ein Museum gönnen, während ich es mir im Bett gemütlich mache. Eigentlich habe ich zum Glück kaum Beschwerden.

Bahnhof Fulda

Am Sonntag fahren wir, ausgestattet mit FFP2 – Masken, mit der Bahn nach Fulda und checken im Hotel ein. Das Zimmer ist noch nicht bezugbereit, so erkunden wir die Stadt. Es sind so wenige Menschen unterwegs, dass die Ansteckungsgefahr gleich null ist.

Unterm Heiligkreuz
Stadtpfarrkirche St. Blasius
Michaelskirche (um 820)
Michaelskirche (um 820)
Michaelskirche (um 820)
Dom St. Salvator
Dom St. Salvator
Dom St. Salvator – Grab des Hl. Bonifatius
Fuldaer Stadtschloss
Fuldaer Stadtschloss
Fuldaer Stadtschloss
Fuldaer Stadtschloss
Orangerie beim Stadtschloss
Fulda Altstadt
Parkhotel Kolpinghaus

Am Dienstag nehmen wir zuerst den ICE nach  Nürnberg.

In Fulda kommt direkt hinter unserem Zug schon unser nächster Zug, der ICE Darmstadt – Wien. Doch in Nürnberg ist von ihm lange nichts zu sehen. Wir befürchten schon das Schlimmste.

Doch dann kommt er. Der erste Zugteil bis Wien, der zweite bis Passau. Der Wiener Teil ist voll.

Ein bisschen Verspätung hat der Zug dann gut gemacht. Nachdem unser Railjet Prag – Graz auch Verspätung hat, erreichen wir ihn ohne Probleme.

In Graz kommen wir zu Hause mit einer Gesamtverspätung von 25 Minuten an. Das ist für eine Gesamtfahrzeit von 9:30 h auch nicht tragisch.

Ich hoffe, dass wir den Weg später einmal fortsetzen dürfen.

An guatn Weg! ULTREIA!

Lutherweg 5. Tag Freitag, 30. August 2024 Bad Hersfeld – Niederjossa

Heute verlassen wir Bad Hersfeld nach einem ausgiebigen Frühstück schon um 7.30 Uhr.

Am Linggplatz ist schon eifriges Treiben zu beobachten, die Marktfieranten bringen ihre Waren. Meist sind es Obst, Gemüse und landwirtschaftliche Produkte.

Markt am Linggplatz
Markt am Linggplatz

Der Weg aus der Stadt führt uns wieder an der Abteiruine vorbei.

Abteiruine

Bad Hersfeld ist noch Kurort, obwohl 2023 die Kureinrichtungen wegen zu hoher Kosten geschlossen wurden. Für die beiden Heilquellen, die Lullusquelle und die Vitalisquelle, wurde ein kleiner Trinkpavillion errichtet. Die Lullusquelle ist eine Glaubersalzquelle. Ein Zuviel könnte stark „beschleunigende“ Wirkung haben.

Trinkpavillion

Die Anlagen der ehemaligen Kuranstalt sind derzeit unbenutzt.

Ehemalige Kuranstalt

Nun gehen wir entlang der Fulda, die sich gemächlich durch das Tal schlängelt.

Fuldatal

Mitten im Tal steht das Schloss Eichhof, das wie ein Märchenschloss anmutet. Zwischen 1328 und 1372 errichtet, stand es von Anfang an im Mittelpunkt der Zwistigkeiten der Herfelder Bürger und der Reichsabtei in Fulda.

Am 30. April 1521 kam Martin Luther auf dem Weg vom Reichstag in Worms zur Wartburg hier vorbei und wurde als Gast des Abtes Karto im Eichhof empfangen.

Schloss Eichhof

Es gibt im Schloss noch ein Lutherzimmer. Heute sind hier und in zahlreichen Nebengebäuden das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Standort Bad Hersfeld, eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt und eine Landwirtschaftsschule untergebracht.

Kurz nach Asbach treffen wir auf die ersten zwei Pilger. Elga und Winfried aus dem Niederrhein sind in der Gegenrichtung unterwegs.

Wir steigen durch schönen Buchenwald zum Lingeberg (361 m) auf und werden mit einem schönen Ausblick belohnt.

Aufstieg zum Lingeberg
Blick in das Aulatal
Vogelbeerbaum

In Niederaula hole ich schnell die Stempel für unsere Ausweise und dann essen wir im „Alten Forsthaus“ zu Mittag.

Ortskirche Niederaula
Ortskirche Niederaula

Nach Niederaula kreuzen wir die ICE Strecke an der Fuldatalbrücke. Zum Glück fährt auch gleich ein ICE darüber. Die Fuldatalbrücke Solms ist mit 1628 m die längste Talbrücke der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg.

Fuldatalbrücke Solms

Wir beziehen unser Quartier in Niederjossa. Die Wirtin „Zum Schwan“ hat das Gasthaus schon gesperrt und vermietet nur noch Zimmer.

Der Kirchturm in Niederjossa war einst ein Wach- und Wehrturm am Kreuzungspunkt der „Kurzen Hessen“ und der „Alten Heerstraße“. Er wurde im 18. Jhdt. in den Kirchenbau integriert.

Tagesstrecke: 21,8 km; ↑ 288 m; ↓ 273 m

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Lutherweg 4. Tag Donnerstag, 29. August 2024 Friedewald – Bad Hersfeld

Um sieben Uhr sind wir beim Bäcker zum Frühstücken, um acht Uhr geht der Bus, der uns zurück nach Friedewald bringt. Nach einer Viertelstunde steigen wir aus und die heutige Wanderung beginnt.

In Friedewald gibt es noch das Relikt eines alten Brunnens, der für jedermann zugänglich war.

Alter Dorfbrunnen

Der heutige Tag ist als einer der heißesten der letzten Zeit prognostiziert. Um die 32°C soll es am Nachmittag haben. Ein Grund mehr, uns zügig auf den Weg zu machen.

Waldweg bei Friedewald

Wir überqueren die Autobahn A4 (zwischen der niederländischen Grenze bei Aachen und der polnischen Grenze bei Görlitz). Noch ist kaum Verkehr.

Autobahn A4

Nach der Autobahn gibt es die längste Zeit nur Schotterstraßen.

Forststraße

Der scharfe Pilgerschatten zeigt, dass die Sonne recht kräftig scheint. Wir freuen uns auf jeden Schattenabschnitt. Es dürfte um die 25°C haben.

Pilgerschatten

Nach dem Verlassen des Waldes haben wir eine gute Fernsicht auf die Umgebung. Vor uns liegt das kleine Dorf Kathus, das früher wegen seiner Lage am „Kurzen Hessen“ (alte Fernstraße) von Bedeutung war.

Ausblick auf Kathus

Vor Kathus kommen wir noch an einem Naturphänomen vorbei: dem Kathuser Seeloch. Hier wurde der unterirdische Salzstock durch Wasser ausgehöhlt und die Decke brach vor etwa 120.000 Jahren ein und bildete einen sogenannten Erdfall. Das Loch füllte sich mit Wasser. Aber noch 1969 gab es den letzten Nachbruch. In Florida gibt es das gleiche Phänomen öfters, die Sinkholes.

Kathuser Seeloch
Kathuser Seeloch

In Kathus finden wir in der Kirche nicht nur einen Pilgerstempel, sondern auch ein bisschen Kühle.

Dorfkirche Kathus
Dorfkirche Kathus

Nach Kathus führen ein kleiner Steg und eine Furt über die Solz, normal ein unscheinbarer Bach. Fußreisende mussten hier Maut zahlen. Schon im Jahr 1592 erwähnte der Kartograf Mercator diesen Übergang.

Die Furt
Pilgersteg

Jetzt geht es zum Glück schon schnell weiter. Vorbei am Petersberg kommen wir zur Fulda und sind schon in Bad Hersfeld.

Petersberg
Fulda
Bad Hersfeld – Breitenstraße

Gleich bei der Ankunft stärken wir uns mit einer süßen Verführung. In den Straßen hat es etwa 32°C.

Zur Stärkung

Bad Hersfeld hat natürlich viele interessante Gebäude und Geschichten.

Der Bau der Stadtkirche wurde schon 1060 begonnen, sie wurde in den nächsten 420 Jahren zur gotischen Kirche umgebaut.

Stadtkirche
Stadtkirche Turm (14. Jhd.)
Rathaus
Stadtkirche
Stadtkirche

Ein Gegenspieler zur Stadtkirche ist die Stiftsruine Bad Hersfeld. In der Ruine finden jährlich die Festspiele statt. Wegen der Abbauarbeiten ist sie nur von außen zu besichtigen.

Stiftsruine Bad Hersfeld
Stiftsruine Bad Hersfeld

Im Klostergarten treffe ich auf zwei Herren, die unser Alltagsleben sehr beeinflussen: Konrad Zuse war der Erfinder des ersten funktionsfähigen elektischen Computers und Konrad Duden erarbeitete das bekannte Wörterbuch.

Konrad Zuse und Konrad Duden

Im Zentrum gibt es unzählige Fachwerkbauten, vor allem um das Rathaus und die Stadtkirche.

Fachwerkhaus
Nebengässchen

Tagesstrecke: 17,4 km; ↑ 247 m; ↓ 420 m

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Lutherweg 3. Tag Mittwoch, 28. August 2024 Dankmarshausen – Friedewald

Wir verbringen eine angenehme Nacht. Die viertlstündlichen Uhrschläge ersparen uns das Lesen unserer Uhren. In der Früh haben wir unser Stehfrühstück in einem Lokal, das eine Mischung aus Bäckerei und Greislerei ist.  Da gibt’s alles für den täglichen Bedarf, nur halt sparsamer. Die Reihe der Kundschaft reißt nicht ab.

Unsere Streckenführung von heute gleicht freiwilligen und unfreiwilligen Variationen des Lutherwegthemas – nicht von Bach oder Mozart, sondern von Gerhard.

Gleich zu Beginn sind wir vom Monte Kali so fasziniert, dass wir zu nahe herangehen.

Monte Kali

Die alternative Variante führt durchs Gedachs im Grünen Band.

Am Grünen Band

Die nächste Variation, eine gewollte, führt auf einem ehemaligen DDR-Streifenweg, der mit Betonsteinen befestigt ist.

Streifenweg des DDR-Grenzschutzes

Die nächste freiwillige Variation führt uns ganz nahe an den Monte Kali, wo wir etwa 150 m am Abraumberg vorbeikommen. Hier ist der Geruch der Abwässer deutlich wahrzunehmen.

Weg entlang des Monte Kali

Der nächste Abschnitt ist etwas schwieriger. Auf einem kaum erkennbaren Pfad geht es auf die Hornungskuppe (439 m), wo alte und neue Grenzsteine beisammen stehen. Die alten aus Preußens Glorie (1562,1776) , die neuen vom Arbeiter- und Bauernstaat (1953). Auf der Hornungskuppe befindet sich die kaum mehr sichtbare Ruine der stauffischen  Burg Hornberg.

Grenzsteine

Nach kurzem Abstieg kommen wir zum „Hexenplatz“, wo sich an Sonn- und Feiertagen die Besucher und Besteiger des Monte Kali treffen. Die Karten dafür müssen in Herringen besorgt werden. Gleichzeitig ist das das Einfahrtstor für die Abraumtransporter die in kzrzen Abständen über die einsputige Zufahrtsstraße donnern.

Zufahrtsstraße für die Abraumtransporter

An Bergkamm passieren wir die Gedenkstätte Bodesruh, die 1953 in Gedenken an die Errichtung der deutsch-deutschen Grenze als Aussichtspunkt in das abschnittene Tal errichtet wurde. Diese Gegend war von der Trennung ganz besonders betroffen.

Gedenkstätte Bodesruh

Beim nahen Gasthof steht noch eine alte Grenzsäule

DDR – Grenzsäule
Blick ins früher geteilte Land

Auf den Hügeln wurden überall kleinere Windkraftanlagen installiert. Die Zufahrtsstraßen sind herrliche Wanderwege

Windpark

Der Zollstock:  Ein 1987 errichtetes steinernes Mal erinnert an die geschichtliche Bedeutung des Platzes als mittelalterliche Grenze zwischen Hessen, Thüringen und Grabfeld. Seit dem Jahr 1306 befand sich an dieser Stelle die hessische Zollstätte und Geleitsgrenze im Seulingswald.

Zollstock

Ein letztes Stück im Wald bevor wir Friedewald erreichen.

Waldweg

Friedewald, ein Ort mit viel Geschichte ist vor allem für seine Wasserburg bekannt. Sie wurde im 13. und 14. Jhd. errichtet und war an der Kreuzung zweier Handelswege von strategischer Bedeutung. Das waren die Geleitstraße durch die Kurzen Hessen zwischen Frankfurt und Leipzig und zum anderen eine Handelsstraße zwischen Bremen und Nürnberg.

Friedewald – Wasserburg
Friedewald – Wasserburg
Barockbrunnen

Von Friedewald fahren wir mit dem Bus nach Bad Hersfeld, wo wir mitten in der Altstadt im „Baumeisterhaus“ (1609) für zwei Nächte einquartiert sind.

Baumeisterhaus (1609)
Appartement

Tagesstrecke: 19,3 km; ↑ 394 m; ↓ 238 m

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Lutherweg 2. Tag Dienstag, 27. August 2024 Oberellen – Dankmarshausen

Gleich nach dem Frühstück um 7.30 Uhr gehen wir zum Busbahnhof neben dem Hauptbahnhof und fahren mit dem Bus zurück zu unserem gestrigen Endpunkt in Oberellen.

Dorfkirche Oberellen

Das Dorf weist zahlreiche recht schön restaurierte Fachwerkhäuser auf, einige befinden sich gerade im Umbau.

Fachwerkhauser in Oberellen

Nach wenigen Metern biegen wir bergwärts ab und erreichen nach kurzer Asphaltstrecke den Höhenrücken. Dem folgen wir nun lange auf Feldwegen. Da sehen wir zum ersten Mal den Monte Kali, auch Kalinatscharo genannt, eine riesige Abraumhalde aus Kochsalz. Das Material bleibt bei der Gewinnung des Kalisalzes aus den unterirdischen Lagerstätten übrig und wird seit 1973 auf der Halde deponiert. Heute erreicht er eine Höhe von 505 m ü.M. bei einer Umgebungshöhe von 300 m ü.M.

Entlang des Höhenrückens nach Westen
Monte Kali

Wo heute der Lutherweg verläuft, war einst eine alte Heeresstraße, die auch die napolionischen Truppen benutzt haben. Im 30-jährigen Krieg und im 7-jährigen Krieg haben Truppen verschiedener Provenienz die Gegend heimgesucht und verwüstet.

Schließlich wandern wir vom Höhenrücken hinunter und kommen in den kleinen Ort Herda, wieder mit typischen Fachwerksbauten und einer alten Wehrkirche.

Fachwerkhaus in Herda
Fachwerkhaus in Herda
Herda – Kirche St. Margarethen

Eigentlich sollte die Kirche geschlossen sein, aber jemand hat vergessen den Hintereingang zuzusperren. So sind wir einmal in die Kirche gekommen, die einen prächtigen Flügelaltar (um 1610/20) enthält. Die Tafeln zeigen die Passion Christi. Auch die Orgel und der Innenraum sind sehenswert.

Herda – Kirche St. Margarethen
Herda – Kirche St. Margarethen

Vor der Kirche treffen wir eine Frau, die vom Einkaufen kommt, und fragen sie nach dem Pilgerstempel. Sie war genau die richtige Person, die damit beauftragt ist. Sie kann uns aber auch viele Hintergrundgeschichten erzählen.

Herda – Kirche St. Margarethen

Jetzt durchqueren wir die Au des Werra-Suhl -Tales, die an das Grüne Band anschließt. Auf den frisch gemähten Wiesen tummeln sich zahlreiche Störche und Reiher.

Werra-Suhl-Tal

In die kleine Stadt Berka/Werra kommen wir durch das Untertor. Auch hier bestimmen Fachwerkhäuser das Stadtbild.

Berka/Werra – Untertor
Berka/Werra – Storchenbäckerei

Die evangelische Kirche besteht aus dem 1439 erbauten Juliusturm mit einer achteckigen Haube mit vier Ecktürmchen und einem Hauptschiff aus 1619.

Berka/Werra – Stadtkirche und alte Brauerei

Der ältere Chor (15. Jhdt.) steht asymmetrisch zum Haupthaus.

Berka/Werra – Stadtkirche

Der besondere Stolz der Kirchengemeinde ist die Stertzing-Orgel, ein einzigartiges barockes Musikinstrument der Thüringer Orgelbaugeschichte. Sie wurde 1697/98 von dem Orgelbauer Georg Christoph Stertzing (1660-1717) eingebaut und 2023 von Grund auf restautiert.

Berka/Werra – Stadtkirche Orgel

„Der alte Stern“ ist ein spätgotische Haus im Stadtzentrum und war der älteste Gasthof Berkas. Sein bedeutendster Besucher war Martin Luther, doch rasteten hier auch Könige und Landesfürsten.

Berka/Werra – Der alte Stern

Da es in ganz Berka keine Gaststätte, Kaffeehaus oder ähnliches gibt, rasten wir außerhalb auf einer netten Bank am Wegesrand. Danach wandern wir auf den nächsten Höhenrücken über die Hohe Rod (323 m).

Hohe Rod

Als wir nach Dippach absteigen, sind wir dem Monte Kali nun schon beträchtlich näher gekommen.

Dippach vor dem Monte Kali
Abstieg nach Dippach
Schloss Dippach – heute Grundschule
Gotische Dorfkirche St. Katharina in Dippach

Den letzten Teil unserer Tagesstrecke gehen wir entlang der Werra in Richtung Dankmarshausen.

Werra
Werra

Der Rinderstall sieht aus wie ein Relikt aus der DDR – Zeit, ebenso wie die Zufahrt auf Betonteilen.

Ehemalige Rinderstall
Zufahrt

Jetzt überqueren wir die Werra und kommen nach Dankmarshausen.

Werra bei Dankmarshausen

Der Ortskern liegt erhöht und geschützt über der Werra.

Dankmarshausen

Die St.-Kilian-Kirche ist schon von Weitem sichtbar. Die ältesten Teile stammen aus dem 15. Jhdt. Nach einem Brand 1727 mussten Teile des Turms und des Kirchenschiffs erneuert werden. Der Hl. Kilian soll als Missionar (um 640) in dieser Gegend tätig gewesen sein.

Dankmarshausen – St.-Kilian-Kirche
Dankmarshausen – St.-Kilian-Kirche
Dankmarshausen – St.-Kilian-Kirche
Dankmarshausen – St.-Kilian-Kirche

Neben der Kirche steht das Bürgerhaus, eine ehemalige polytechnische Schule. Heute finden hier Veranstaltungen und Kurse statt, aber es gibt auch mehrere einfache, saubere Zimmer zur Vermietung an Touristen wie Pilger, Radwanderer etc.

Bürgerhaus

Wir werden von der freundlichen Verwalterin aufgenommen und genießen die nette Atmosphäre. Im Dorf gibt es kein Gasthaus, nur eine Pizzeria (Mo Ruhetag). In einer Bäckerei gibt es Gebäck und Kaffee.

Bürgerhaus

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Tagesstrecke: 20,6 km; ↑ 350 m; ↓ 375 m

Lutherweg 1. Tag Montag, 26. August 2024 Eisenach – Oberellen

Im Haus gibt es schon um 6.30 Uhr Frühstück. Daher haben wir uns entschlossen, das Frühstücksbuffet dazu zu buchen. Das Angebot ist reichhaltig, obwohl wir ja nicht zuviel essen wollen.

Noch vor 7.30 sind wir abmarschbereit und gehen vorerst zum Marktplatz mit der Georgenkirche. Die wollen wir uns am Nachmittag ansehen.

Eisenach – Georgenkirche

Dann wandern wir den Weg von gestern, begleitet von Plakaten des Luther-Erlebnispfades, wieder zur Wartburg hinauf.

Luther – Erlebnispfad
Luther – Erlebnispfad

Der Weg kommt uns heute leichter vor, obwohl er ganz schön steil ist. Die Burg zeigt sich heute in anderem Licht.

Luther – Erlebnispfad
Wartburg in der Morgensonne

Direkt unter der Zugbrücke zweigt unser Weg  ab und führt östlich am Burgberg vorbei.

Lutherweg
Unter der Zugbrücke

Unser heutiger Weg führt entlang von Hügelketten um die 400 m ü. M.

Entlang der Hügelketten

Ein kleiner Rückblick zeigt die Wartburg von Süden.

Wartburg

Auf dem heutigen Streckenabschnitt verläuft nicht nur der Lutherweg 1521 sondern auch der Ökumenische Pilgerweg (Jakobsweg), der Rennsteig (170 km durch den Thüringer Wald) und der Elisabethpfad.

Wegweiser
Rennsteig
Lutherweg

Ein kleines Stück müssen wir auf Asphalt wandern, sonst haben wir durchwegs Forststraßen und Waldwege unter den Sohlen.

Waldweg
Forstweg
Feldweg

Der Borkenkäfer hat hier riesige Flächen geschädigt. Das haben wir schon bei der Anreise gesehen. Vor Ort sehen wir, dass praktisch alle Fichtenbestände kaputt werden.

Borkenkäferbefall

Mitten im Wald steht der historische Hütschhof. Er geht in der Geschichte auf das Jahr 1181 zurück. Heute sind hier ein Reitstall und Wohnungen untergebracht.

Hütschhof

Schließlich gelangen wir in das kleine Dorf Oberellen, das bereits 1014 erwähnt wird. Im Zentrum steht ein kleines Schloss  (Ende 16. Jhdt.) und die romanische Kirche.

Schloss Oberellen
Schloss Oberellen

Die Kirche ist wie üblich versperrt, aber wir haben Glück, dass eine Frau vorbeikommt, die den Schlüssel dafür hat. Sie erzählt uns gleich ein paar interessante Geschichten über den Ort, denn sie ist hier aufgewachsen.

Kirche von Oberellen (12. Jhdt.)
Romanisches Tympanon
Innenansicht mit Emporen um 1667
Innenansicht mit Emporen um 1667
Pilgerpatron Jakobus d.Ä.
Apostel Johannes mit dem Gesicht Luthers
Epitaph des Rudolf Hanstein (1661- 1720) als Grundherr des Gebietes um Oberellen

Von Oberellen fahren wir mit dem Bus zurück nach Eisenach, wo wir nach einer Erholungspause die Stadt besichtigen.

In der Fußgangerzone stärken wir uns mit einer Waldmeister-Limo und bewundern einzelne Hausfassaden.

Fußgängerzone
Waldmeister-Limo
Fassade
Fassade

Auf dem „Markt“ steht neben dem Rathaus und der Georgenkirche der Georgenbrunnen.

Rathaus
Georgenbrunnen
Georgenkirche

Die Georgenkirche ist die größte Kirche in der Stadt und Evangelische Hauptkirche. Sie wurde in ihrer jetzigen Form um 1515 gestaltet, geht aber auf eine 1196 erwähnte Kirche zurück.

Georgenkirche

Johann Sebastian Bach,ein Sohn Eisenachs, wuchs hier auf und bekam ein großes Denkmal in der Vorhalle der Kirche.

Johann Sebastian Bach

Die Kirchenhalle ist schon wegen ihrer Dimensionen beeindruckend.

Georgenkirche
Georgenkirche

Der Taufstein an zentraler Stelle erlebte schon die Taufe des Johann Sebastian Bach.

Taufstein

Im Untergeschoss des um 1900 errichteten Glockenturms fanden die Prunksärge vieler Angehöriger des Hauses Sachsen-Eisenach ihren Platz.

Prunksärge des Hauses Sachsen-Eisenach.

Nun wandern wir noch durch die Stadt und kommen am Lutherhaus vorbei, das aber als Bau mit dem Reformator nichts zu tun hat.

Lutherhaus
Lutherhaus

Das Bachhaus ist ein tolles Museum zum Leben und Wirken des Komponisten und Musikers. Neben vielen zeitgenössischen Instrumenten und Exponaten werden mehrmals täglich musikalische Kostproben auf alten Instrumenten live präsentiert.

Bachhaus und Museum
Bachhaus – Garten

Heute nächtigen wir wieder im B&B Hotel Eisenach.

Tour auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 14,6 km; ↑ 317 m; ↓ 310 m ohne Stadtbesichtigung

Lutherweg 1521 25. August 2024 Graz – Eisenach

Jetzt sind wir unterwegs! Was schon vor Corona fertig geplant in der Lade lag, kommt jetzt zur Verwirklichung.

Mit der Bahn – nicht nur wegen des Umweltschutzgedankens, sondern auch aus praktischen Überlegungen, wollen wir über München und Erfurt nach Eisenach anreisen.

EC 218 am Hauptbahnhof Graz

Mit dem EC 218 sind schon unterwegs und hoffen dass ÖBB und DB uns pünktlich an unser Ziel bringen.

Next destination: München
Im noch leeren EC 218

Pünktlich auf die Minute kommen wir in München an und verlassen den Bahnhof ebenso pünktlich mit dem ICE 1108 in Richtung Nürnberg und Erfurt.

München Hauptbahnhof
Unser nächster Zug

Gut, dass unser Wagon innen sauberer ist, als der ICE außen. Hauptsache er fährt!

ICE 1108 (ICE 3)
ICE 1108 (ICE 3)

Bis zur Abfahrt ist der Zug bis auf den letzten Platz gefüllt.

Auf der Fahrt in Richtung Nürnberg kommen wir auf 300 km/h Spitzengeschwindigkeit. Durch eine große Glasscheibe kann ich den  Fahrzeugführer und die Strecke vor uns beobachten.

Führerstand des IC3
Im IC1108 München – Berlin

Schließlich 0kommen wir recht pünktlich in Erfurt an und warten auf den nächsten Anschluss.

Hauptbahnhof Erfurt

Der ICe 2473 hat beim Eintreffen zwar zehn Minuten Verspätung, macht aber bis Eisenach wieder Zeit gut.

ICE 2473 Berlin – Karlsruhe

Der Bahnhof von Eisenach ist im typischen Stil der Jahrhundertwende (1904).

Bahnhof Eisenach

Ein Glasfenster in der Halle erinnert an die Autofabrikation in Eisenach. Hier wurde im früheren BMW-Werk von 1975 bis 1992 der „Wartburg“ produziert. Danach wurde die Tradition des Fahrzeugbaus von Opel weitergeführt.

Bahnhof Eisenach

Wir gehen geradewegs zum Hotel, das wir für zwei Nächte reserviert haben: Das B&B Eisenach liegt mitten im Zentrum.

B&B Eisenach
B&B Eisenach

Gleich nach dem Einchecken machen wir uns auf den Weg auf die Wartburg, denn wir haben kurzfristig eine Führung der ganz besonderen Art gebucht.

Wartburg

Auf der Wartburg hat im Mittelalter ein Sängerwettstreit stattgefunden, an dem auch Wolfram von Eschenbach teilnahm.

Die Führung durch die Burg wird recht witzig in Reimform dargeboten.

Sängerwettstreit 2.0
Wartburg Innenhof

Im Kellergeschoss wird die Baugeschichte dargestellt.

Kapitel aus dem 12. Jhdt.
Gewölbe

Verschiedene Künstler haben dem alten Gemäuer im 19. Jhdt. zu neuem Glanz verholfen. So auch der Maler Moritz von Schwind.

Moritz von Schwind
Mosaik zum Leben der Hl. Elisabeth v. Thüringen
Sängersaal

Martin Luther verbrachte nach der Verhängung der Reichsacht mehrere Monate hier inkognito, schrieb einige Bücher und übersetzte Teile des Neuen Testaments ins Deutsche.

Lutherkapelle

Er hatte hier mehrere Räume zur Verfügung.

Lutherstube

Mit einem Besuch des Südturms endet unser Besuch auf der Wartburg.

Wartburg Südturm
Blick nach Norden
Blick auf Eisenach

Der weithin sichtbare Löwe, der das Dach des Palas ziert, ist auch das Wappen der Ludowinger.

Löwe der Ludowinger

Am Abend gönnen wir uns noch „Schweinebraten mit Sauerkraut und Thüringer Klöße“.

„Schweinebraten mit Thüringer Klöße“

Tagesstrecke: 3,2 km; ↑ 176 m; ↓ 176 m

Auf den Spuren Martin Luthers – Lutherweg 1521

1521 erhielt Martin Luther von Kaiser Karl V die „Einladung“ zum Reichstag zu Worms, der der Reformator nachkam. Ein Teil der Strecke wurde 500 Jahre später zum Gedenken an diese schicksalhafte Reise als „Lutherweg 1521“ ausgewiesen. Dieser Pilgerweg führt von Eisenach mit der bekannten Wartburg über Frankfurt/Main nach Worms.

Martin Luther (Ausschnitt eines Bildes von Lukas Cranach -Schloss Gotthof, Scheswig)

Wir, meine Frau Heidrun und ich, möchten uns auf die Spuren Luthers machen und den etwa 375 km langen Weg von Eisenach nach Worms in Angriff nehmen. Wir sind schon neugierig, was uns in den nächste drei Wochen erwartet.

Ich freue mich auf deine Begleitung!

Karte des Lutherwegs
Logo des Lutherwegs