Heute wird’s zum ersten Mal ein bisschen hügelig. Doch dazu später.
Ich bin bereits um 7 Uhr beim Frühstück und starte schon um 8.45 Uhr. Es ist zwar noch etwas frisch, aber kein Vergleich mit letzter Woche.
Die erste Herausforderung ist einmal, aus der Stadt herauszufinden. Wobei Dortmund so groß ist, dass ich noch zu Mittag auf irgendwelche Ortsteile der Stadt stoße. Markierungen für den Jakobsweg habe ich erst spät gefunden. Dafür gibt’s GPS.
Im Kongresszentrum findet eine Bildungsinformationsmesse statt. Von allen Seiten strömen junge Menschen heran. Bei Fußballspielen im Signal Iduna Park sind es sicher mehr.
Im botanischen Garten kehrt wieder Ruhe ein und ich finde die Jakobswegmarkierungen wieder.
Der Jakobsweg macht einen ziemlichen Umweg zur Alten Kirche von Wellinghofen. Auf den Fundamenten einer Kirche aus dem 9. Jhdt. wurde im 12. Jhdt. eine romanische Kreuzsaalkirche errichtet. Leider ist die Kirche teilweise eingerüstet und wird es bis mindestens 2024 bleiben. Eine Besichtigung ist nicht möglich. Man könnte sich etwa 3 km Umweg ersparen.
Die Kirche steht schon auf einem Hügel, aber gleich danach gibt es endlich Abwechslung zu den langen, flachen Etappen.
In den Hügeln befinden sich Überreste von aufgelassenen Kohlenminen. Vor Einbrüchen beim Verlassen der Wege wird gewarnt.
Hier komme ich beim Mahnmal Bittermark vorbei, das an Opfer des NS-Regimes in den letzten Tages des 2. Weltkrieges erinnert. Zu den Opfern gehörten politisch und rassistisch Verfolgte, sowie französische Gefangene aus Internierungslagern in der Umgebung.
Ein paar Hügel weiter, direkt über dem Ruhr-Fluss, steht die alte Kirche St. Peter zu Syburg. Die Kirche ist der älteste Sakralbau auf Dortmunder Stadtgebiet. Der Vorgängerbau (vor 776) wurde vermutlich im Jahre 799 von Papst Leo III besucht. Auch Karl d. Große hatte einst sein Lager hier aufgeschlagen. Der heutige Bau wurde im 12. Jhdt. errichtet.
Eine Besonderheit sind die bis zu 500 Jahre alten Grabsteine aus Ruhrsandstein, wie mir eine Restauratorin vor Ort erklärt.
Geschichtlich geht es hier weiter. Die Ruine Hohensyburg wurde bereits wird schon im 12. Jhdt. erwähnt.
Ein paar Meter weiter wurde dem Kaiser Wilhelm 1902 ein Denkmal gewidmet, das aber 1935 in Anlehnung an die nationalsozialistische Architektur vollständig umgebaut wurde.
Nun beginnt der Abstieg zur Ruhr, die hier 1929 – 1937 in vier hintereinander folgenden Seen gestaut wurde. Später kamen noch zwei Staustufen dazu.
Die Ruhr wurde nicht nur zur Stromerzeugung gestaut, man erhoffte sich durch Senkung der Fließgeschwindigkeit eine natürliche Sedimentierung der hohen Verunreinigung, brauchte man doch das Wasser auch als Trinkwasser.
Mein Tagesziel ist heute Herdeke, das an dieser Seenkette liegt. Kurz vor Ortsbeginn spricht mich eine sehr erfahrene Weitwanderin und Jakobswegpilgerin an, mit der ich mich lange unterhalte.
In Herdeke sind noch einige alte Fachwerkhäuser zu finden. Die Evangelische Kirche Herdecke soll auf eine Stiftsgründung im Jahr 810 oder 819 einer Frederuna oder Vrederuna, einer angeblichen Verwandten Karls des Großen, zurückführen.
Tagesstrecke: 26,3 km; ↑ 306 m; ↓ 314 m
Schön jetzt geht’s ind Mittelgebirge. Das hab ich vor vielen Jahren mit dem Fahrrad unterschätzt (nach dem Motto: Deutschland ist eh flach).
Lg
Eine schöne Landschaft super ist das du so eine tolle Erklärung machst. Danke für die Bilder.