In der Früh wird es früher hell als bei uns. Der Himmel ist wieder wolkenlos und es verspricht ein schöner Tag zum Wandern zu werden. Die Frühtemperatur liegt bei stolzen 7 Grad.
Beim ältesten Zentralen Omnibusbahnhof, kurz ZOB, nehme ich ein kleines Frühstück ein. Ich weiß noch nicht, dass es bis zum Abend nur meine Bananen geben wird.
Im Viertel um St. Johannis stehen kleine, gemütliche Häuser. Die ev. luth. Kirche St. Johannis wurde im 11. Jhdt. errichtet und immer wieder erweitert.
Gleich hinter dem Bahnhof geht es erstmals weg vom Asphalt, wenn auch nur für kurze Zeit.
Die Freie Waldorfschule lockt mit ihrer Architektur und ihrer Lage im Grünen.
Wegmarkierungen gibt es genug! Später sollen auch die für den Jakobsweg hinzukommen.
Und wer noch unentschlossen ist, kann sich hier ein Wanderziel aussuchen.
Es ist nicht so eben, wie man landläufig glauben mag. Ständig geht es sanfte Hügel hinauf und hinunter. Für Wanderer kaum merkbar, dürften Radfahrer schon eher ins Schwitzen kommen.
Im Arnkiel – Park, benannt nach dem Pastor Trogillius Arnkiel, sind Reste alter Langmegalithbauten aus der Trichterbecherkultur 3500 – 2800 v. Chr. und ein rekonstruiertes Langgrab aus der Zeit zu bestaunen. Arnkiel hat diese Bauten 1650 in seiner Beschreibung des Ochsenweges erwähnt. Viele diese Bauten wurden zerstört und ihre Bausteine vor allem im 19. Jhdt. für Neubauten verwendet.
An den Ufern des Sankelmarker Sees zwischen den Dörfern Sankelmark und Oeversee tobte am des 6. Februar 1864 eine schreckliche Schlacht zwischen den Dänen und den preußischen Truppen. Im Zuge des deutsch-dänischen Krieges war auch Österreich als Bündnispartner Preußens mit einem Regiment involviert, das steirische Infanterie-Regiment Nr. 27 „König der Belgier“ aus Graz. Während des nur wenige Stunden dauernden Kampfes verloren die Österreicher 28 Offiziere und 403 einfache Soldaten, die Dänen, die auf der Flucht in schweres Artilleriefeuer gerieten, 18 Offiziere und 944 Soldaten.
Nach dieser Schlacht wurde in Graz der Oeverseeplatz und danach das Oeverseegymnasium benannt.
Der Gefallenen wird an mehreren Gedenkstätten gedacht.
In Oeversee steht der „historische Krug“, eine Gaststätte mit Geschichte. Das Bauwerk hat keinen Bezug zur Geschichte, aber der Platz. Hier war das erste Feldlazarett nach den Vorgaben des neu gegründeten Roten Kreuzes nach der Schlacht bei Oeversee untergebracht.
Als Dank für seine humanitären Taten verlieh der österreichische Kaiser Franz Joseph I. dem Gastwirt Hans Peter Clausen ein Jahr später das goldene Verdienstkreuz.
Hier gibt es auch einen Grazer Platz, in Erinnerung an die Herkunft der „Sieger“.
So jetzt habe ich mich genug historisch ausgelassen. Mich würde interessieren, wie lange das Regiment gebraucht hat, um nach Norddeutschland zu kommen.
In Oeversee gibt es auch eine alte Wehrkirche, die St. Georgskirche, aus dem 12. Jhdt.
Die Schlehenhecken und Rapsfelder stehen voll in Blüte.
In Süderschmerdeby sehe ich das erste Reetdach-Haus
Der prachtvolle Bau in Siverstedt fällt mir gleich auf. Leider ist die Kirche aus dem 11. Jhdt. geschlossen.
Leider gibt es auf diesem Streckenabschnitt keine Unterkunftsmöglichkeiten, sodass ich bis Idstedt durchgehen muss. Die Landschaft ist schön, leider sind die Radwege, auf denen auch die Wanderwege verlaufen, oft asphaltiert.
Mitten im Wald stoße ich auf eine Stele aus der Zeit Christians VII., König von Dänemark, die als Jagddenkmal bezeichnet ist.
In Idstedt komme ich bei Familie Buchweitz unter und werde gleich mit Kaffee und Apfelkuchen empfangen.
Die Mobilfunkverbindung ist „worst case“. Im Haus kann ich nicht einmal telefonieren. Ein Stück weit weg geht es einigermaßen.
Tagesstrecke: 33,1km; ↑ 108 m; ↓ 108 m
Also, 33km klingt schon recht heftig!
Ist ja auch schon sehr früh hell🤣
So viele km an einen Tag ist schon heftig. Du bist einfach Spitze.Ich würde es nicht schaffen
Weiter so .
Die Grazer Einheit war vermutlich ziemlich schnell in Oeversee. Der 2. Deutsch-dänische Krieg 1864 war der erste Krieg, bei dem diese „neumodische“ Eisenbahn als Truppentransporter genutzt wurde.
Danke für diese interessante Antwort. Ich habe mitlerweile erfahren, dass dieser Transport in nur drei Tagen möglich gewesen sein soll.