Archiv für den Monat: September 2018

3. Tag Dienstag, 4. September 2018 Tossignano nach Borgo Rivola

Naja, erstens kommt es anders, zweites… Ist es gut, wenn man auch in Italien gute Freunde hat. Doch dazu später.

Nach einer ruhigen Nacht, allein in einem Schlafsaal für zehn Leute, mit eigenem Bad und WC, schaue ich in der Früh auf den verschlafenen Hauptplatz.

Die Hügel sind wieder in phantastisches Licht getaucht. Vom Regen des Vortages ist nicht übrig.

Leider hat der Besitzer der Bar, wo ich frühstücken will, offensichtlich verschlafen und öffnet erst kurz vor acht. So verspätet sich auch mein Aufbruch, aber was soll’s. Es stehen ohnehin nur 26 km auf dem Tagesplan.

Ich starte mit dem Besuch der Chiesa Santa Maria, die zum gleichnamigen Komplex der Villa Santa Maria gehört.

Dann geht es durch die Porta Francesca bis hinunter ins Tal.

Durch den gestrigen Regen ist der Boden aufgeweicht und klebt an den Schuhen. Da wird man gleich einmal zwei bis drei Zentimeter größer. Aber auch Tierspuren bleiben so gut erhalten. Der Dreizeher in der Mitte bleibt mir aber ein Rätsel. (Stachelschwein!) Ich habe später den Abdruck noch größer und tiefer gesehen.

Der Anstieg auf den Pass erfolgt über einen kleinen Steig, der von Regen behangenem Gras und Gebüsch verwachsen ist. So ist die Hose im Nu nasser als nach dem gestrigen Regen.

Auf dem ganzen Weg sind Gips- und Calcitkristalle zu finden.

Auf dem folgenden Waldweg laufen mir zahlreiche Pilze über den Weg.

Auf dem Sella Ca‘ Budrio sind im Karstgestein zahlreiche Höhlen und Dolinen zu sehen.

Obwohl ich vor einigen Jahren schon in der Nachbarschaft war, habe ich damals nichts von der eigenartigen Landschaft mitbekommen.

Ein Feigenbaum, ungenutzt am Waldrand, spendet mir unverhofft großen Genuss.

Diese Kaki-Früchte sind noch nicht reif.

Schließlich komme ich in Borgo Rivola an und will mich in ein Café setzen.

Da ruft mir eine Frau von der anderen Straßenseite zu, ich solle doch zum „Restaurant“ kommen. Das stellt sich als Verpflegsstation für den 501 km Bewerb heraus. Ich werde eingeladen, mich zu bedienen.

Ich frage, mit Hilfe des Googleschen Übersetzers nach meinem Kollegen Gian Carlo, mit dem ich vor einigen Jahren ein gemeinsames EU – Projekt gemacht habe und von dem ich keine richtigen Kontaktdaten mehr habe. Der Zufall (gibt es soviel Zufall?) will es, dass ich es mit seinem Cousin zu tun habe. Schnell ist Kontakt hergestellt, Gian Carlo kommt und lädt mich ein, die nächste Nacht in seinem Haus in Casola Valsenio, 6 km abseits des Weges, zu verbringen. Morgen bringt er mich wieder an den Weg zurück.

… gut, wenn man überall nette Leute kennt.

Tagestrecke: 9,2 km
Bergauf: 334 m
Bergab: 488 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Montag, 3. September 2018 Varignana nach Tossignano

Vorerst eine kleine Ergänzung zum gestrigen Abend. Das Restaurant meiner Pension mit mehr als 100 Sitzplätzen war voll. Ich habe mich für Strettine (grüne Bandnudeln) und Castrato vom Rost (Hammel, dem Entscheidendes fehlt) entschieden. Dazu ein Glas Rotwein aus der Gegend.

Nach einer angenehmen Nacht starte ich knapp vor sieben Uhr ohne Frühstück. Im Haus ist Ruhetag. Besser ohne Frühstück als ohne Bett.

Die aufgehende Sonne zaubert ein einmaliges Licht auf die Landschaft.

Die Calanchi bestimmen den Charakter der Landschaft.

Die Traubenernte hat noch nicht eingesetzt. Ich erlaube mir, von manchen Reben zu kosten. Die sind noch sehr sauer.

In diesen Hügeln verlief im 2. Weltkrieg die Frontlinie zwischen den Deutschen und den Alliierten. Viele auf den Hügeln stehende Gebäude versanken in Schutt und Asche.

Das Casalecchio dei Conti, eine uralte Burg, steht im Zentrum der Kämpfe. Die Burg wurde im Stile der Welfen restauriert und modernisiert.

Es herbstelt: die Herbstzeitlosen sind da.

Die Kirche St. Mamante di Liano steht weit sichtbar auf einem Hügel. Natürlich geschlossen. Sie soll innen ganz toll sein.

Die Schlehen werden schon reif.

Entlang der Hügel verläuft der Weg durch das Land der Calanchi. Viele der Flächen sind für die landwirtschaftliche Nutzung einplaniert worden.

Einige Stellen sind besonders attraktiv.

Mitten in einem kleinen Wäldchen liegt die Chiesa di Santa Cecilia della Croara, die auf einem römischen Gebäude errichtet wurde. Natürlich geschlossen.

Dann geht es zum letzten Abstieg des Tages nach Borgo Tossignano. Ein kleiner Pfad führt entlang eines steilen Abbruches. Nichts wirklich Gefährliches.

Leider ist ein Gewitter im Anzug. Es ist zwar noch weiter weg, aber es beginnt zu tröpfeln, dann zu regnen.

Beim Überqueren des Luzernefeldes fallen mir zahlreiche „Hundespuren“ auf. Ich denke aber bald an Wölfe, was mir später bestätigt wird.

Als der Regen stärker wird und auch das Gewitter näher kommt, suche ich raschen Fußes ein Gebäude auf, das sich als landwirtschaftliche „Mustersammlung“ entpuppt.

Dort warte ich das Ende des Gewitters ab und begebe mich dann auf eine Rutschpartie durch den Lehmboden im Weinberg.

Die Trauben sind hier schon sehr süß.

Ziel des Tages ist Tossignano auf dem Hügel auf der anderen Seite des Tales. Tossignano im Tal beherbergt eine Keramik- und eine Papierfabrik.

Die Bäche und Flüsse haben durch die lehmige Umgebung eine entsprechende Färbung.

Auf einer Schautafel werden einige Tiere der Landschaft vorgestellt. An Wölfe und Wildkatzen hätte ich noch gedacht, aber auf Stachelschweine wäre ich nie gekommen.

Der Hauptplatz von Tossignano ist eine der wenigen Ebenen Stellen des Ortes.

Dort steht auch meine edle Unterkunft für heute: ein Palazzo.

Zufällig steht hier ein Kontrollposten eines Laufes über 501 km und 30.000 Höhenmeter. Gerade kommt der erste Läufer durch und ist schon wieder weg, bevor ich ihn fotografieren kann. Die Abstände sind nach 230 km schon gewaltig.

Den 3., 4. und 5. habe ich dann erwischt.

Tagesstrecke: 33,1 km
Bergauf: 962 m
Bergab: 891 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Sonntag, 2. September 2018 Bologna – Varignana

Mit minimaler Verspätung fährt der Zug in Bologna ein. Die Statione Centrale ist um halb sechs in der Früh sehr ruhig. Noch ruhiger ist es in den Straßen der Stadt.

Die kilometerlangen Arkaden werden nur von Obdachlosen und wenigen Jugendlichen, die von der Nacht noch herumhängen, bevölkert.

Vor dem Neptunbrunnen werde ich Zeuge eines eigenartigen Rituals. Zwei ältere Männer mit talarähnlichen Umhängen und Gitarre stehen vor einem in gebückter Haltung knienden Mann, ähnlich gekleidet und befragen ihn. Dann singen sie ein Lied, dass einer mit der Gitarre begleitet. Es erinnert ein bisschen an Geheimbund und Bruderschaft.

Allein auf der Straße breche ich gegen Osten auf, vorbei an den alten Bauten im Mondlicht.

Die Porta Maggiore gehört mir allein. Es ist wirklich schön, eine Stadt an einem Sonntagmorgen zu erleben.

Ich verlasse die Stadt auf der Geraden Richtung Osten als erste spärliche Autos auftauchen.

Zwischen den Häuserblöcken gibt es immer wieder schöne Parkanlagen.

San Lazzaro di Savena ist eine eigenständige Kommune, aber vollständig mit Bologna verwachsen. Die Kirche öffnet gerade ihre Tore.

Es hat etwa 18°C und ein paar Wölkchen zeigen sich am Himmel.

Im Tal des Torrente Idice stoße ich wieder auf den Antonius-Weg.

Eine Zeit lang gehe ich auf einer gemütlichen Schotterstraße entlang des Flüsschens.

Da ich die erste Brücke ausgelassen habe, überquerte ich das Wasser an einer Furt. Keine Angst, das Wasser ist vielleicht 3 – 5 cm tief.

Danach kommt die erste Bergwertung, wie ich in den nächsten Tagen sicherlich noch einige vor mir habe. Neben einem Weingarten mit biologischem Weinbau führt der Weg nach oben. Bei jedem Ried ist die Sorte mit einer Infotafel ausgewiesen. Hier ist es Pinoletto, eine autochtone Sorte.

Oben wird man mit einem schönen Ausblick belohnt.

Ich komme in den Parco regionale dei Gessi Bolognesi e Calanchi dell’Abbadessa, ein Landschaftsschutzgebiet für die eigenartige Landschaftsform der Calanchi. Calanchi bedeutet „Furche“ und entspricht den“Bad lands“. Alte Ablagerungen wurden durch die Erosion zu wilden Geländeformen umgewandelt.

Auch Zitrusgewächse können einen wirksamen Zaun bilden. Die Früchte haben etwa 3 – 4 cm Durchmesser.

Auch in anderen Ländern gibt es „Türl mit Seitenteilen.

Es wird Herbst und verschiedene Samen und Früchte werden reif.

Kurz vor meinem Tagesziel Varignana geht es steil bergan, wenn man sich den langen Umweg über die Straße ersparen will.

In Varignana finden an diesem Wochenende die „Nächte von Varignana“ statt. Gegenüber vom Hotel ist ein kleiner Festplatz mit Biertischen vorbereitet.

Ich bekomme ein Zimmer im „Terantiga“, dessen riesiges Restaurant zu Mittag voll ist.

Am Nachmittag besuche ich die Kirche, die von außen eher unscheinbar ist.

Auch der Innenraum bietet auf den ersten Blick nichts besonderes.

Vor dem erhöhten Chor weist eine Tafel auf die Krypta aus dem 9. Jhdt. hin. Bei der Generalsanierung bzw. dem Neubau hat man die neue Kirche auf die alte Krypta gesetzt, was man auf der Außenseite gut erkennen kann.

Tageskilometer: 26,9
Bergauf: 393 m
Bergab: 253 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

Auf nach Rom – Teil II

Jetzt bin ich wieder unterwegs.

Diese Nacht werde ich im Nightjet von Bruck/Mur nach Bologna verbringen und ich hoffe, dass ich morgen früh (sehr früh) meinen Weg in Richtung Assisi starten kann.

Ich lade euch ein, mich über meinen Blog virtuell zu begleiten.

Wenn ihr mir eine Freude machen wollt, verewigt euch in meinem Blog. Sollten mir Fehler unterlaufen oder ihr einen besonderen Hinweis haben, lasst es mich bitte wissen. Diskussionen möchte ich aber lieber über Facebook oder Messenger führen.

Ich möchte mich jetzt schon bei Heidrun, meiner Frau, Bodenstation und Lektorin sowie Beseitigerin der Autokorrekturfehler für ihre Unterstützung bedanken.

Also: Auf nach Rom!