Die Nacht im Kloster hat gut getan. Beim Frühstück erfahre ich mehr über das Projekt „Fazenda da Esperança“. Ein Koreaner startet vor mir, denn er will heute bis Einsiedeln gehen.
Den gestrigen Tag spüre ich überraschend wenig.
Ein schöner Weg führt mich gleich über das Tal. Unterwegs treffe ich auf Christoph, der vor dem Frühstück nur einmal eine Runde drehen wollte. Wir kommen ins Plaudern und wandern über eine halbe Stunde dahin. Dann will er sich verabschieden und wir tratschen noch eine viertel Stunde drauf. Kein Wunder, dass ich für den Kilometer ewig brauche. Aber schön war’s. Das ist Camino.
Er klärt mich auf, dass die Berge im Hintergrund die Churfirsten sind. Das ist keine schwyzerdütsche Form von Fürst, sondern meint den (Dach-) First.
Die Wiesen stehen jetzt in voller Pracht und die die Landwirte sind in Eile, das Heu noch vor dem morgigen Regen unters Dach zu bringen.
Die Bauernhöfe hoch über dem Tal sind oft recht alt, wie der aus dem 17. Jhdt.
Der Spruch auf dem Haus:
Wer spät in Trewen schafft sein Fach
Darf stolzen auf sein Tor und Dach
Es sitzt kein Küng so hoch im Land
Er nehrt sich von des Pauern Hand
Diese Blumen finde ich immer wieder an feuchten Stellen. Ich kenne sie nicht. Ihr?
Fast lebensecht!
In Walde komme ich bei einer Kleinkäserei vorbei. Die beiden Kessel fassen jeweils 500 Liter Milch, um daraus die Tagesproduktion von acht Laiben Brienzer Hartkäse herzustellen. Der wird in der Regel zwei Jahre gelagert.
Heute geht es wieder ordentlich bergauf bergab. Aus der Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel, die keiner kennt.
Die Kirche von Sankt Gallenkappel hat der alten Kirche von Walde den Rang abgelaufen und wurde in der Barockzeit Zentrum religiöser Aktivitäten.
Jetzt nähere ich mich dem Zürchersee bei Neuhaus. Nach Einsiedeln kann man auch links um den See gehen.
Ich möchte jedoch nach Rapperswil und wähle die nördliche Route.
Rapperswil ist eine lebendige Kleinstadt, deren Wahrzeichen, die Burg, alles überragt.
Prächtige Gebäude zeichnen auch den Hafen aus.
Ich finde rasch die Pilgerherberge, die an diesem Wochenende von einem Vorarlberger Paar geführt wird.
In alten Mauern ist eine heimelige Herberge entstanden, die ich gerne weiter empfehle.
Tagesstrecke: 26,9 km
Bergauf: 828 m
Bergab: 1077 m
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Einfach schön!
Lieber Gerhard,
schön, dass du so einen „guat’n Weg“ erlebst. Weiterhin viele schöne Eindrücke und bleib gesund!
Die Blume ist die Bach-Nelkenwurz, Geum rivale
Danke!