Nachdem mir die Seniorchefin des Hauses ein reichliches Frühstück vorgesetzt hat und mit mir ausgiebig getratscht hat, bin ich bei wolkenlosem Himmel losgezogen. Wenige Meter vom Haus entfernt liegt der Vahrner See, der durch eine Moräne entstanden ist. Große Teile sind schon verlandet oder verschilft.
Der verbliebene Teil wirkt im Morgenlicht wie verzaubert.
Ein kurzes Stück des Weges geht es noch beschaulich zu, dann bin ich im Alltag der Wipptaler.
Hinter einer hohen Wand, wofür oder wogegen auch immer, verläuft der Rad- und Wanderweg.
Nach kurzer Zeit tauchen die Befestigungsanlagen von Franzensfeste auf.
Die von 1833 bis 1839 errichtete Talsperre wurde nie militärisch genutzt.
Sie musste teilweise den Bauten der Brennerbahn, der Staatsstraße und der Autobahn weichen.
Entlang der alten Römerstraße gelange ich in den Ort Franzensfeste, wo ich an die Heimat erinnert werde.
Obwohl ich jetzt von der Hauptstraße weg bin, höre ich ununterbrochen den Lärm der Autobahn. Zusätzlich laufen bereits die Vorbereitungsarbeiten für den Brenner – Basistunnel.
Die Natur hat immer wieder Überraschungen bereit.
Auf dem Radweg komme ich rasch weiter.
Nur wenige Häuser stehen entlang der Strecke. Auf einem finde ich dieses Bild.
Bei Sachsenklemme.
Der Herbst beginnt sich bereits zu zeigen.
Wer hat da wohl gewohnt? Haselmäuse?
Schön langsam werde ich hungrig und kein Gasthaus in Sicht.
Ein paar Kilometer gehe ich auf der alten Militärstraße, die 1939/40 errichtet wurde. Nicht weniger als fünf Transversalen sind hier parallel im Tal:
Militärstraße, Radweg, Autobahn, Eisenbahn, Staatsstraße. Bald kommt noch die neue Brennerbahn dazu. Auch die Eisack soll noch Platz haben. Der Eingriff, den der Mensch in die Natur gemacht hat, muss er mit hohen Belastungen bezahlen.
Auch in den nächsten Weilern mit schönen Häusern gibt’s nichts zu essen und zu trinken.
In Stilfes finde ich endlich ein Restaurant, wo ich meine leeren Speicher wieder auffüllen kann.
Dort treffe ich auch die erste Jakobspilgerin, eine Wienerin, die den Weg auch auf Raten macht. Sie ist fix und fertig.
Nach der Mittagspause besuche ich die Ortskirche, die im 19. Jhdt. dem Zeitgeschmack entsprechend umgestaltet wurde.
Sterzing, das heutige Ziel, ist schon in Sicht.
Aus der Ferne grüßen die Reste des Stubaier Gletschers.
Bis ich dann nach Sterzing komme, vergehen noch sechs Kilometer. Die Häuser der Altstadt sind schön renoviert und es ist viel los in der Hauptstraße.
Ich lasse mich im Tourismusbüro beraten und finde unweit des Zentrums eine schöne Bleibe.
Tagesstrecke: 27,5 km
Bergauf: 1137 m
Bergab: 874 m
Du gehst ja ganz schöne Strecken, alle Achtung!
Hättest dir ja schon bald selber ein Schwammerlgericht kochen können…:)
Ulrike