Selten so gut geschlafen wie in dieser Herberge heute Nacht. Kurz nach sechs beginnt die übliche Räumerei. Bis man seine Siebensachen beisammen hat und jeder Socken auf dem richtigen Fuß ist, ist das bei fast völliger Dunkelheit gar nicht so einfach. Zur Draufgabe gibt es in dieser Herberge bereits ab 6.00 Uhr Frühstück. Mir reicht halb sieben auch und ich bin eine Viertel Stunde später wie gewohnt auf dem Weg.
Der führt durch ein kleines Tal, in dem nichts zu hören ist, außer dem Singen und Zwitschern der Vögel und die eigenen Schritte.
Ich komme wieder auf die Straße, wo als einziges Fahrzeug in zwanzig Minuten der Autobús fährt, mit dem die „falschen“ Pilger ihre Abkürzungen nehmen.
Die Straße führt DURCH die Abtei von St. Anton, von der es noch einige Teile gibt und die auch eine Herberge anbietet.
Überall im Tal und auf den Hängen werden die letzten Flächen kleinstrukturiert ausgenutzt, während sich auf den Hochebenen die riesigen Felder dahin ziehen.
Zwischendurch gibt es auch noch Mohnblumen. Vor Castrojeriz wandern wir fast einen Kilometer durch eine Lindenallee, bis wir am Ortseingang mit einer Burgruine hoch auf dem Berg empfangen werden.
Castrojeriz ist eines der längsten Dörfer der Strecke und wurde in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Es zieht sich entlang des Hügels und bekam schon 974 das Stadtrecht.
Nach dem Ort durchquert der Weg das Tal des Arroyo di Padilla und steigt dann steil auf die Alto de Mostelares auf 911m an. Der Rückblick entschädigt für den Anstieg.
Gleich danach geht es noch steiler bergab, wiederum belohnt mit einem grandiosen Ausblick. Es sind sehr viele Leute unterwegs. Man weiß nicht, wo die alle herkommen und vor allem wo sie unterkommen. Im nächsten Ort gehe ich durch, es gibt auch nichts Besonders, um rechtzeitig am Ziel in Boadilla di Camino abzukommen. Die Überraschung: die Herberge ist noch fast leer. Jetzt habe ich jedenfalls genug Zeit mich zu erholen.














Die wenigen kleinen Dörfer wirken ausgestorben wie hier Rabé de las Calzadas, das auch einen kuriosen Brunnen hat.











Die Entwicklung des Menschen von den Prähominiden bis zum Homo sapiens (?) wird anschaulich, aber nicht langweilig dargestellt. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Höhlensyteme von Atapuerca.











Nach angenehmer Nacht bin ich wieder ab 6.45 Uhr auf dem Weg. Es hat gerade zwei Grad auf dem Thermometer vor der Herberge. Auf dem leichten, aber steinigen Anstieg zum Matagrande (1078 m)
Ich gehe mit einem englischen Zimmermann, der 29 Jahre alt ist, aber schon in vielen Ländern, vor allem in Kanada und Australien gearbeitet hat.
Es wird aber doch noch ein weiter Weg. Mit einer Pause fürs Frühstück gehen wir bis Burgos durch. Von der Ortstafel bis zu Kathedrale dauert es ziemlich genau eine Stunde. Dann brauche ich noch eine Stunde bis ich ein Quartier gefunden habe. Der Grund: Heute findet das Stadtfest statt und von überall kommen die Leute.
Ich mache mich nach einer Erholungspause auf den Weg ins Zentrum.
Ich breche ohne Frühstück auf; das werde ich in Villafranca nachholen.
In Villafranca gehe ich in eine Bar und bestelle einen Cafe solo, einen Orangensaft und ein Croissant. In dem Moment kommt die Australierin, die mit den Stöcken, herein und wir frühstücken gemeinsam. Sie ist glücklich mit ihren Stöcken und fragt, ob sie mich begleiten dürfe. Gleich am ersten Berg legt sie ein gewaltiges Tempo vor. Ich sage ihr, dass ich es langsamer angehen will. Bald finden wir einen gemeinsamen Rhythmus und gehen die nächsten zwölf Kilometer mit zwei kurzen Trinkpausen durch. Die Eichen treiben gerade die ersten Blätter aus und manchmal säumen hohe Erikabüsche in violett und weiß den Weg.
Am späten Nachmittag unternehme ich eine Exkursion zur Ausgrabungsstelle, an der man die ältesten Vormenschen Europas gefunden hat. Der Homo Antecessor wird auf 900.000 Jahre geschätzt, ein neuerer Fund auf 1,2 Mill. Jahre. Aufgekommen ist die Fundstelle, als man um 1900 eine Eisenbahntrasse baute. Die Eisenbahn fuhr dann gerade von 1901 – 1911. Heute wird weitergegraben, aber auch, wenn auch nur auf Spanisch präsentiert.

Der heutige Tag lässt auf keine Höhepunkte hoffen. Es ist ein Tag, der durch die Provinz Rioja in die Provinz Castilla y Leon fûhrt.


In Belorado komme ich grade zu Mittag an, alle Geschäfte sind geschlossen und ich setze mich in eine Bar, um zu essen. Ich treffe dort auf eine Australierin, die sich tags zuvor Walking-Stöcke gekauft hat, damit aber nicht zurecht kommt. Kein Wunder, dass sie keine Freude damit hatte: Weder Länge noch andere Einstellungen haben gepasst. Zum Essen gab’s übrigens herausgebackene Schafsohren, eine Spezialität.
Ich gehe früher als sonst weg, um gleich um die Ecke zu frühstücken. Um genau 7.00 Uhr bin ich beim Kloster Santa Maria de Real, das wunderschön im Morgenlicht leuchtet.
Kurz nach dem Start taucht ein Pfahl mit der Entfernung nach Santiago auf.
Der Weg beginnt eintönig zu werden, wir hoffen, dass unser Ziel bald auftaucht.




n zu frühstücken ist neu für mich am Camino. Nach Kaffee und Croissant breche ich endgültig auf und wandere immer geradewegs nach Westen zum Stadtrand. Durch einen Park verlasse ich schließlich das Stadtgebiet.
Gleich nach dem Park treffe ich auf eine der skurrilen Figuren auf dem Camino.
Manche konnten es nicht erwarten. Obwohl es draußen stockfinster ist, machen sie sich auf den Weg. Ich kann sie nicht verstehen. Noch nicht?..





