Der erste Blick aus dem Fenster sagt mir: heute wird es wieder schön. Es ist zwar noch vor 6 Uhr, aber es dämmert bereits. Wir sind hier 1 Grad 38 Minuten westlich von Greenwich. Ich gehe nochmals auf die Plaza del Castillo.Dort habe einen ausgezeichneten WLAN – Empfang, den ich im Quartier vermisste.
Ich will ja meine Blog-Beiträge los werden.
In der nächsten Gasse verläuft der Camino und ich folge den Jakobsmuscheln aus Messing im Boden, die mir die Richtung angeben. Durch das Universitätsviertel geht’s in Richtung Südwesten und aus der Ferne ist die Hügelkette mit vielen Windrädern sichtbar, die mich den ganzen Tag begleiten wird.
Als erstes passiere ich Figur Menor, das auf einem kleinen Hügel über dem Fluss liegt. Wie in jedem Ort gibt es auch hier eine Halle für Jay Alai, den baskischen Nationalsport. Die riesigen, nur mit Boden- und Wandmarkierungen versehenen Hallen wirken von außen wie Lagerhallen.
Nun steigt der Weg leicht, aber ständig an. Er führt durch weite Weizenfelder, die weit auf den Hang hinaufreichen.
In Zariquiegui trinke ich meinen Morgenkaffee bevor ich den Weg auf den Alto del Perdón mit 753 m in Angriffe nehme. Durch Ginster und wilden Thymian zieht der Steig nach oben, von wo das Geräusch der Windräder immer stärker wird. Diese stehen an der Geländekante, um die Energie optimal auszunutzen. Den Wind spüren auch wir Wanderer. Er verbläst uns fast beim Fotoshooting mit den eisernen Pilgern. Beim Abstieg geht’s wieder steil, schottrig und unangenehm nach unten. Mit den Stöcken fühle ich mich sicher. Ich habe mich entschlossen, einen Abstecher zu Kirche Santa Maria de Eunate zu machen. Die Ursprünge dieser achteckigen Kirche liegen bis heute im Dunkeln. Wahrscheinlich haben Tempelritter sie nach dem Vorbild des Felsendoms in Jerusalem errichtet.
Nach einem schönen Zusammentreffen mit einer deutschen Radpilgergruppe mache ich mich auf den Weg nach Obanos und Puente de la Reina.
Die Königinnenbrücke liegt im Abendlicht, die Stimmung ist sehr friedlich und ruhig. Ich treffe Mitwanderer bei einem kühlem Bier und stärke mich mit dem Pilgermenü. Ich bin um 21.30 Uhr schon so müde, dass ich liegen gehe. Ich unterhalte mich mit einem Japaner, der seit 38 Jahren in Spanien für japanische Firmen arbeitet.