Die Anreise über Wien nach Nickelsdorf verläuft mit der Bahn pünktlich. Ab Parndorf ist der Regionalexpress mein persönliches und exklusives Reisemittel.
Vom Fahrdienstleiter bekomme ich den ersten Stempel in meinen Pilgerpass. Er soll bis zum Abend mein letzter sein. An Arbeit mangelt es dem Fahrdienstleiter nicht. Ein Zug nach dem anderen fährt in eine der beiden Richtungen. Nach dem dritten Zug kann ich endlich den Bahnübergang überschreiten und losmarschieren.
Es ist flach in dieser Gegend Österreichs. Die Leitha, oder was von ihr nach der Kanalisierung noch übrig blieb, rinnt gemächlich durch die Landschaft.
Ein Aussichtsstand gewährt etwas mehr Überblick.
Ich treffe auf die erste Markierung des Weitwanderweges 07, dem ich die nächsten Tage folgen werde.
Die blühenden Schlehen setzen überall weiße Farbtupfer in die Landschaft.
Die Wege sind meist kerzengerade und eben, nur manchmal, wie hier bei der Komitatskanalbrücke, gibt es eine kleine Erhebung.
In den kleinen Resten von Auwäldern dominieren die Frühblüher.
Achtung Abzweigung! Weg vom Asphalt des Güterwegs geht es auf einem angenehmen Schotterweg weiter. Natürlich schnurgerade!
Das Spargelfeld ist noch nicht produktiv, aber der Birnbaum und der Flieder blühen bereits.
Ich nähere mich meinem ersten Tagesziel, dem östlichsten Punkt Österreichs am Dreiländereck Österreich – Slowakei – Ungarn. Dank EU brauchen wir hier keine Grenzformalitäten, warten keine bewaffneten Einheiten mit Kalaschnikows auf Besucher und es ist völlig ruhig.
An dieser geografisch und politisch interessanten Stelle wurde ein kleiner Skulpturenpark mit Werken von Künstlern aus den drei Nachbarstaaten eingerichtet. Ein 75- jähriger Einheimischer, mit dem ich später kurz ins Gespräch komme, erzählt mir vom Leben damals im letzten Eck Österreichs (und wohl auch von Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei). Es ist nur zu hoffen, dass den Nationalisten weniger Zulauf beschert wird.
Ich treffe auf den Jakobsweg, der von Budapest in Richtung Wolfsthal führt und dort auf den österreichischen Jakobsweg trifft. Dem Hl. Wendelin, Beschützer der Hirten, Bauern und Landarbeiter, ist der Bildstock gewidmet.
Es wird wieder gerade. Irgendwie ist die Gegend eine Mischung aus Poebene und Meseta.
Deutsch Jahrndorf ist der erste Ort, durch den ich nach vielen Kilometern komme. Es ist ein typisches Straßendorf mit einem breiten Anger und zwei Kirchen, einer katholischen und einer protestantischen. Auch Kunst kommt nicht zu kurz. Diese Kugel setzt sich mit den Ereignissen an der Grenze in den vergangenen Jahrhunderten auseinander.
Ohne Worte….
Die kleine Wallfahrtskapelle von Zeiselhof geht auf die Pestzeit zurück.
Vor Pama oder Bijelo Selo (kroatisch, weißes Dorf) will ich nach Norden abzweigen. Nur ist die Abzweigung nicht zu finden. So nehme ich den Weg am anderen Ende des Dorfes oder eineinhalb Kilometer später. Der Ort hat auch einen ungarischen Namen: Lajtakörtvélyes.
Auf dem breiten Anger gibt es noch ansatzweise den Waschplatz vor dem Gemeindeamt.
Meine Hoffnung auf eine Einkehrmöglichkeit zerschlagen sich. Die Cin-Cin Disko-Bar ist ebenso geschlossen wie das Gasthaus: Montag.
Die nächste Gerade. Hier werde ich Zeuge, wie sich zwei Rehböcke um zwei Geißen einen heftigen Kampf liefern und mich recht nahe heranlassen.
Endlich komme ich in Kittsee an, wo ich gefühlte zwei Kilometer nach der Ortstafel auf mein Quartier stoße.
Kittsee hat sogar ein Krankenhaus.
Die Pfarrkirche ist 1945 im Befreiungskampf durch die Rote Armee zerstört worden.
Im Bistro Hana muss ich zwar lange auf mein Essen warten, aber es zählt sich aus.
Tagesstrecke: 28,2 km
Bergauf: 9 m
Bergab: 3 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com