Heute ist das Wetter wieder auf „schön“ eingestellt. Nach Osten hin sind ein paar Wolken zu sehen, sonst herrscht schon blauer Himmel vor. Das erste Café öffnet am Sonntag schon um 4.30 Uhr. Das ist mir doch zu früh. Ich bin dann kurz nach 7.00 Uhr auf dem Weg.
Nach einem Kilometer auf der Straße biege ich auf einen Güterweg ab. Ab jetzt habe ich für mehr als zwei Stunden den Weg für mich allein. Endlos wirkende Getreidefelder bedecken die Hügel.
Der Weg ist einmal besser, einmal schlechter. Selten sind Schatten spendende Bäume da.
Erst als ich zur SS655 komme, sehe ich wieder Autos. Dann ist es wieder ruhig. Die Hügel weichen jetzt einer Ebene.
Eine Gruppe „Sonntagsradler“ kommt mir entgegen und begrüßen mich freudig.
Ich finde am Wegrand wieder interessante Tiere. Eine Gelbstirnige Dolchwespe (Megascolia maculata) sucht auf einer Distelblüte Nahrung.
Diese Goldaugenspringspinne ist fast nicht zu übersehen.
Beim Überqueren des Carabelle kommt mir ein Radfahrer entgegen. Wir versuchen ein paar Informationen auszutauschen. Der Bach rinnt in einem dichten Schilfgürtel dahin.
Jetzt sind es nur mehr ein paar Meter nach Ordona, das in der Römerzeit als Herdonia berühmt war.
Heute hat der Ort wenig Bedeutung. Ich mache einen kleinen Stadtrundgang und will eigentlich das Archäologische Museum besuchen. Das ist heute leider geschlossen. Das riesige Grabungsfeld ist nicht gut zugänglich. Im 3. Jhdt. v. Chr. gab es schon eine starke Befestigungsmauer.
Im späten 3. Jhdt. v. Chr. errang Hannibal in der Nähe mehrmals (212 und 210 v. Chr.) Siege über die Römer, brannte die Stadt nieder und deportierte 210 v. Chr. ihre Bewohner. In der Kaiserzeit war Herdonia eine wichtige Station an einer Kreuzung der Via Traiana. Seit der augusteischen Zeit wurde die Stadt monumental ausgebaut. Die Blütezeit Herdonias endete im 3. Jhdt. bereits wieder. Im 5. Jhdt. wurde es Bischofsitz.
Im einzigen offenen Café treffe ich Luigi aus Trento. Er ist im Aostatal gestartet und will auch nach Santa Maria Leuca. Für die Strecke von Rom nach Ordona ist er nur 12 Tage unterwegs gewesen.
Am Bahnhof in Ordona endet dieser Abschnitt meiner Pilgerreise auf der Via Francigena Sud. Jetzt nehme ich den Zug nach Foggia, nur 20 Minuten Bahnfahrt entfernt.
In Foggia komme ich am Hauptbahnhof an und brauche nicht lange in mein Hotel „Demsi Palace Hotel and Spa ****“. Die nette Dame an der Rezeption meint, dass ich das Zimmer zu einem absolut günstigen Preis bekommen habe (45 € mit Frühstück statt 80 – 90). Dabei war von Pilgerdiscount gar keine Rede. Für mich ist die Bahnhofsnähe wichtig.
Dann versuche ich im Kurzprogramm einige Impressionen von der Stadt zu bekommen. Erster Eindruck: Hier wird die Siesta eingehalten. Alle Geschäfte, Cafés und Kirchen sind geschlossen. Kaum wer ist auf der Straße.
Mitten in der Innenstadt liegen die Quartieri Settecenteschi. Hier fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt.
Am frühen Abend beginnen sich die Straßen zu füllen.
Auch die Cattedrale di Foggia, Cattedrale della Santa Maria Assunta in Coelo ist jetzt geöffnet. Nachdem der Bau von 1170 durch ein Erdbeben 1731 zerstört wurde, wurde die Kirche im Barockstil neu errichtet. Viele Gebäude, die das Erdbeben 1731 überstanden, wurden 1943 Opfer alliierter Bombenangriffe.
Tagesstrecke: 23,8 km; ↑127 m; ↓341 m
Route auf alpenvereinaktiv.com
Stadtbesichtigung in Foggia: 5,5 km
Wunderbar, dass ich dich virtuell auf dieser schönen Pilgerfahrt begleiten durfte, danke.
Ich fiebere schon meinem Teil der Francigena entgegen, der am Mittwoch mit der Anfahrt nach Lucca beginnt.