Ein Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Der Regen schaut dauerhaft aus, und so mache ich mich um 8:45 Uhr in voller Regenbekleidung auf den Weg.
Ich wähle wegen des Regens vorerst die Landesstraße und bin froh über diese Wahl. Der Verkehr ist minimal.
Der Donausteig ist durch Schlägerungsarbeiten teilweise sehr schwer passierbar, teilweise überhaupt gesperrt.
So komme ich schneller als erwartet in Kirchberg ob der Donau an und hole mir im Gemeindeamt einen Stempel. Auch der Kirche statte ich einen Besuch ab. Dort riecht es nach frischem Kerzenwachs. Die Messe zu Schulbeginn ist gerade vorüber. Die Frau Lehrerin hat ihre Gitarre auch vergessen.


Der Donau Blick ist ein sehr kurzer.
Auf dem Berg steht ein „Wikingerschiff“, das auf den Wikingersteig aufmerksam machen soll. Zwei nette Wanderinnen verewigen dieses Treffen.
Der Regen hat zwar nachgelassen, aber der Wind weht heftig über den Bergrücken. Gleich führt der Donausteig wieder talwärts. Mir kommt ein Amerikaner aus Idaho entgegen, der sich freut, mit mir deutsch sprechen zu können.
Ich sehe wieder die Donau.
In Obermühl kehre ich kurz ein, die Wirtin ist nicht sehr fein, sondern eher grantig zu ihren Gästen. Aus Obermühl stammt auch der ehemalige Bundespräsident Dr. Kirchschläger.
Von hier gibt es wieder eine Zeit lang einen Radweg, der mir das Weiterkommen erleichtert. Ein größeres Schiff kommt auch entgegen. Ich befinde mich genau am Stromkilometer 2180.

Die nächsten drei Kilometer gehe ich auf dem Naturlehrweg Donauschlinge, der sich oft knapp am Ufer, dann wieder steil oben dahinschlängelt. An kritischen Stellen ist er gut gesichert. Noch nie habe ich so viele Feuersalamander gesehen wie hier auf dieser kurzen Strecke. Ich muss aufpassen, wohin ich steige, damit ich auf keinen trete. Hätte ich jedes der schönen Tiere fotografiert, wäre ich nie angekommen.
Immer wieder habe ich schöne Ausblicke auf das Wasser.
Die mächtigen Granitblöcke müssen umgangen, überklettert oder auch mit einer Treppe überwunden werden.
Schließlich komme ich bei Au an eine Fähranlegestelle und ein düsterer Fährmann, Gott sei Dank nicht Charon, führt mich an der Schlögener Schlinge über den Strom.

Im Restaurant des Hotels Donauschlinge lasse ich es mir gut gehen und genieße auch die Aussicht auf die Schiffe aus Passau.
Mit dem Linienbus fahre ich zurück nach Linz und lerne einige Dörfer abseits der Hauptstrecke kennen.
Von Linz geht es mit der Bahn zurück nach Graz.
Damit ist der erste Abschnitt meines Weges abgeschlossen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Route auf alpenvereinaktiv.com
Tagesstrecke: 18,0 km + 380 m Schifffahrt
Bergauf: 473 m
Bergab: 476 m


Mein Weg führt entlang der Großen Rodl, einem rauschenden Bergbächlein. Es riecht stark nach dem Drüsigen Springkraut, das alle Vegetation niederwuchert. 

Der Graben ist über eine lange Strecke mit kleinen Wochenendhäusern verbaut.
Als sich das Tal weitet, zweige ich nach Westen auf die nächste Hügelkette ab und verlasse die Große Rodl.
Der Weg, der auf meiner Karte verzeichnet war, verschwindet plötzlich im hohen Kraut. Offensichtlich ist er nach den Windbrüchen durch Kyrill nicht mehr begehbar. Ich schlage mich an der Rohrbacher Bahn zur Rohrbacher Bundesstraße durch, der ich eine längere Strecke entlang gehe.
Gut, dass es heute am Sonntag keinen LKW – Verkehr gibt. Die PKWs reichen. Zwischendurch fährt auch die Bahn mit einem Extraanhänger für die Fahrräder. 
In Lacken, auf einem Hügel gelegen, werde ich von einem richtigen Ortszentrum überrascht. Volksschule, Feuerwehr, Bank, Miniladen und Kirche liegen beisammen. In der eher modern gestalteten Kirche hat man die alten Bänke mit ihren Sitzbeschriftungen verwendet. 


Der Raps für die Silage steht in Blüte und sein Duft zieht so viele Bienen an, dass es surrt. 
Ich komme zu einem Stall und kann vorerst den etwas fremden Geruch nicht zuordnen. Der ganze Hügel trägt den Namen „Gaisberg“.
In St. Martin im Mühlkreis werde ich mit Musik empfangen. Zum Pfarrflohmarkt spielen ein paar Musikanten hervorragende Volksmusik. 
Die Kirche hat durch einen Umbau etwas die „Richtung“ verloren. Es gibt keinen Hochaltar, der Volksaltar steht im Zentrum. 

Blumenwiese
Das Schloss Neuhaus aus dem 12. Jhdt. ist von vielen Kunstprojekten umgeben. Es wurde erst kürzlich renoviert und befindet sich in Privatbesitz.




Über den „Steinigen Weg“ gehe ich rasch hinunter zur Donau. Der leichte Nieselregen kommt noch nicht durch das Blätterdach durch.
Dann stehe ich wieder an der Donau, die hier im Staubereich des Kraftwerks Aschach fast steht. 
Ich residiere in Untermühl in der Pension Ernst, die wie ein Schloss an der Donau steht. 
Ein Balkon mit „Meerblick“ ist auch nicht zu verachten.
Nicht lange nach meinem Eintreffen beginnt es zu regnen.
Noch einmal gehe ich in die Basilika, wo ein Klavierstimmer zwei Flügel für das Nachmittagskonzert stimmt. Die Frontfassade ist so groß, dass sie kaum aufgenommen werden kann. Im Inneren schaue ich mir nochmals die Brucknerorgel an und komme auch näher an das Chorgestühl. 

Jetzt kreuze ich auch noch den österreichischen Jakobsweg, der von Wien nach Salzburg und Innsbruck führt.
Mich zieht es Richtung Nordwesten. Die Wolken hängen tief. Mich beeindrucken die Bauernhöfe aufs Neue, die bei uns in der Steiermark als Schlösser oder Gutshöfe durchgehen würden. 

Wie lange dieses Land schon besiedelt ist, zeigt der Fund der „Venus von Ölkam“, die mit ihren 6500 Jahren zu den ältesten Figurdarstellungen gehört. Im Vergleich zur 30. 000 Jahre alten Venus von Willendorf ist sie allerdings ein junges Mädchen.
Es ist vorerst völlig ruhig und friedlich, bis ich die Anhöhe überschreite. Plötzlich dröhnt der Verkehrslärm der noch fernen A1 und sorgt für Unruhe. 
In Ebelsberg Überqueren ich die Stadtgrenze von Linz. Ins Zentrum sind es sicherlich noch 8 km. Da stellt die Straßenbahn schon eine Versuchung dar, der es zu widerstehen gilt. Die verschiedenen Spurweiten auf einer Trasse sind ideal gelöst. 




Mit der Überquerung der Traun beginnt es immer mehr zu nieseln. Für die Regenbekleidung zu wenig, fürs Nasswerden genug.
Von den Anlagen der VOEST ist im Nieselregen kaum etwas zu erkennen. 


Der Dom mit dem zweithöchsten Kirchturm Österreichs steht teilweise im Gerüst. 


Ich komme auf den Hauptplatz, um dort auf die nächste verkehrstechnische Versuchung zu stoßen, die Pöstlingbergbahn.
Ich überquere die Nibelungenbrücke mit den benachbarten Schiffsanlegestellen und gehe am Ars Electronica Center (AEC) vorbei. 
Der Weg hinauf zur Basilika auf dem Pöstlingberg ist steil.
Dafür ist dann das Erfolgserlebnis umso größer. Hier habe ich den oberösterreichischen Mariazellerweg, wenn auch in umgekehrter Richtung, vollendet. 


Asphaltstraßen, Forstwege und Wiesenpfade wechseln einander ab. 

Der Weg führt fast bis in die Wolkengrenze, während unten im Donautal die Sonne scheint. 
Die weißen Flecken sind hunderte Gänse, die bis zum Martinifest ein schönes Leben führen.
Auf der alten „Linzerstraße“, einem Saumpfad, der als „Scherfweg“ schon im 12. u. 13. Jhdt. bekannt war, wurde Handel mit Böhmen betrieben.
In Gramastetten, einer 5100 Einwohner – Gemeinde, ist für heute Schluss.
Die Frühstückspension ist die einzige Unterkunftsmöglichkeit in der Gegend.
Das Zimmer ist klein, aber ausreichend für meine Bedürfnisse. 
Die Stadt an der Mündung der Steyr in die Enns ist oft vom Hochwasser bedroht. 
Am Hauptplatz stehen das Wahrzeichen, das „Bummerlhaus“ und das Rathaus. 




Von der Geländekante habe ich einen guten Überblick über die heutige Strecke.
Die Bauernhöfe werden immer größer.
Der Weg führt heute im wahrsten Sinn durch Wald und Flur. 
Jetzt bekommt für mich das oberösterreichische Kennzeichen „LL“ eine neue Bedeutung: „LosensteinLeiten“. 
Ein wenig abseits vom Ort steht die Familiengruft der Familie Auersperg, früher auch Besitzer des Schlosses. Die Grablege wurde 1911 errichtet. 
Zierkürbisse für Halloween, Hanf und Zuckerrüben werden hier angebaut. 

Bei einem Bauernhof komme ich mit einem Altbauern ins Gespräch. Er erzählt mir, dass früher ungefähr 16 Menschen ganzjährig am Hof lebten, zur Erntezeit bis zu dreißig. Heute bearbeitet eine Person die Fläche und geht daneben zeitweilig anderen Beschäftigungen nach. 
Der erste Blick auf das Stift St. Florian.
Ich beschleunige meinen Schritt, denn um 15 Uhr startet die letzte Führung durch die Anlage. Ich schaffe es, und fast in einer Privatführung (zwei Besucher, eine tolle Führerin) lerne ich dieses barocke Stift kennen. 




Auch die kaiserlichen Prunkräume zeigen die Pracht dieser Zeit.







Eigentlich habe ich auch schon fast den E4 hinter mir. Von daheim bis zu den Pyrenäen bin ich ja schon, wenn auch nicht auf dieser Route.
Zuerst geht es auf kleinen Asphaltstraßen dahin. Außer Schulbussen und ein paar Zulieferern ist es total ruhig. Dann weicht der Weg in den Wald und über Wiesen ab.
Irgendwo da bin ich heimlich über die grüne Grenze von Niederösterreich nach Oberösterreich gewechselt. Wenn das der K. mitgekriegt hätte.
Kurz vor Maria Neustift komme ich an dieser Skulptur vorbei.
Maria Neustift ist ein kleiner Wallfahrtsort mit langer Geschichte. Um 1124 wurde vorerst eine Holzkirche, im 15. Jhdt. eine Steinkirche errichtet. Nach einem Sturm wurde die heutige Kirche 1886 mit neuer Richtung (N – S) errichtet, wobei die alten Teile integriert wurden



Nach Mohnkuchen und Limonade geht es weiter. Es gibt zwei Varianten: die erste ist weit um den Talschluss zu wandern, die zweite ist die offizielle, 100 Höhenmeter runter in den Graben und auf der anderen Seite wieder hinauf. 

Unterwegs gibt es süße Stärkung.
Auch hier komme ich an einem Steinmarterl vorbei. 
Es geht ständig auf und ab. Das Wetter ist ideal: Nicht zu heiß, nicht zu kalt.


Ich habe ja noch nicht genug von der Wanderung und besteige die Aussichtswarte am Damberg. Ungefähr 155 Stufen führen 36 m nach oben. Den Rucksack lasse ich unten. 




Ich komme durch St. Ulrich, dort gibt es eine große Kirche. 


Auch der Friedensweg mit interessanten Skulpturen fällt mir auf. Künstler verschiedener europäischer Staaten haben ihr Land zu präsentieren versucht. 
Ich nächtige in der Jugendherberge im Stadtteil Ennsleiten, natürlich auf einem Hügel, inmitten von Hochhäusern. 

Bald wechsle ich von Asphalt auf Waldboden.
Die Blumen des Frühlings und Sommers sind den Früchten des Herbstes gewichen.


Ich steige in den Prollinggraben ab, wo ich erst auf eine alte Mühle treffe.
„Menschen im Kulturpark Eisenstraße“
„Fischauge“ 
„Erlebnisbrücke“ 

Einige Hammerwerke stehen noch. Manche werden als Schauschmieden betrieben, die Fa. Sonneck erzeugt noch heute Werkzeuge von Weltruf und man hört den Hammer im Vorbeigehen. 
Diese Heuschrecke wurde von der gelben Hauswand angezogen.
Im Zentrum von Ybbsitz steht das Ferrum, ein multimediales Museum über die Welt des Eisens.
Auf dem Hauptplatz steht auch die alte Pfarrkirche aus dem 15. Jhdt. 

Den Stempel für meinen Pilgerpass bekomme ich im Rathaus vom Bürgermeister persönlich.
„Panta rhei“ 
Die Aussicht ist grandios.
Hier dürfen die Rinder noch Hörner tragen.
Waidhofen an der Ybbs ist das nächste Ziel am heutigen Tag. Schon die Uferverbauung ist imposant. 
Waidhofen bezeichnet sich auch als „Stadt der Türme“.





Im Rothschild-Schloss ist heute ein Multimedia-Museum untergebracht. 
Jetzt bin ich nicht nur auf dem Weitwanderweg 06 unterwegs, sondern auch auf dem 04 und dem E4. 



Viele der Gastronomiebetriebe haben ausländische Investoren als Besitzer. Die ungarischen Urlauber haben in der Wintersaison den Ort voll im Griff. 

Nach dem Regen schauen die Wiesen besonders frisch aus. 
Ich gehe mehrere Kilometer auf einem Radweg (im Winter Loipe), der auf einer alten Straße angelegt wurde.
Dieses Holzhaus erweckt mein Interesse. Es ist der Rothschildsche Glassalon, der heute für Vorträge, Hochzeiten und andere Veranstaltungen genutzt wird.












Die Tourismusinformation ist in einem alten Gewerkenhaus untergebracht.
Die weitere Wegstrecke verläuft an der Bahnstrecke der Ybbstal – Bahn, die 1896 ihren Betrieb aufnahm und heute als Museumsbahn betrieben wird. Unterwegs berichten Schautafeln von der Entwicklung und dem Betrieb. 


Über den Hackstockgraben komme ich auf die Hamotalm und das Gscheit. 



Maria Seesal ist ein Wallfahrtsort, der zu Beginn des 20. Jhdt. entstanden ist.


Ich nächtige im Gasthof Krumpmühle, einem altehrwürdigen Gebäude, das zum Teil über 500 Jahre alt ist. 
Die Wolken bzw. Nebelschwaden hängen noch tief, aber ich brauche keine Regenpelerine und es hat 15 °C.
In St. Sebastian liegt der Bahnhof der Mariazellerbahn, einer Schmalspurbahn von St. Pölten nach Mariazell mit einer Spurweite von nur 760 mm. Diese Bahnlinie war eine der ersten, die elektrifiziert wurden. 


Gleich daneben schließt die normalspurige Erlaufseebahn an,

Die Erlauf ist nun kurzfristig meine Richtungsgeberin.
Bei Mitterbach am Erlaufsee komme ich nicht nur nach Niederösterreich, sondern auch in den Naturpark Ötschermauern.



Jetzt führt mein Weg in die Ötschergräben, die nicht zu Unrecht den Bären als Symbol bekommen haben. Heute hier als Tourist einen Bären zu sehen, wäre wohl eher eine Sensation als eine Gefahr.
Die Erlauf wurde hier aufgestaut, um Strom für die Mariazellerbahn zu gewinnen. 
Immer wieder gibt es Kalkgebilde wie die Spielmauer, die mit Sagen verbunden wurden.








Links und rechts türmen sich die Felswände aus recht brüchigem Gestein auf. Darunter haben Freiwille die Wege angelegt und mit Übergängen gesichert. An exponierten Stellen gibt es auch Seilversicherungen. Für die Durchwanderung sollte man schon trittsicher und schwindelfrei sein. 

Dann kommt, was in jedem „Naturfilm mit Niveau“ über wilde Wasserläufe vorkommen muss: die Wasseramsel.
Am Fuße des Schleierfalls mache ich Rast und genieße die Ruhe.
Gleich danach setzt leichter Regen ein, und der Wind weht das Wasser stoßweise von den Bäumen. Der Anstieg zum Spielpichler, einem Hof mitten im Wald, ist vorerst schon recht kräftig. 





Im Ort ist zur Zeit nichts los, denn die Sommersaison ist mit 1. September abgeschlossen und die Wintersaison wird erwartet.
Im Sporthotel sind ein Paar aus Deutschland und ich die einzigen Gäste. Wir haben sogar gemeinsame Bekannte und tratschen viel länger als geplant. Ich habe ein großes Appartement für mich allein, die Zimmer werden gar nicht vergeben.
Es war ein ereignisreicher Tag mit viel besserem Wetter als vorausgesagt. Der Weg war anstrengend, aber lohnenswert.
Wir haben heute einen strengeren Zeitrahmen, da wir unser Ziel zu einer fixen Zeit erreichen müssen. Doch dazu später.
Die Schattenpilger.

Dann geht es schon 360 m hinunter auf die Schöneben.
Bei der Mooshuam treffen wir auf Kolleginnen und Kollegen vom KIT (Kriseninterventionsteam), die uns entgegen gegangen sind.
Für uns leicht zu beantworten!
Zuerst durch’s Luckerte Kreuz und nach dem Shooting-Termin der Straße nach.


Endlich ist die Basilika von Mariazell in Sicht. 


Während des Mittagessens setzt Regen ein, der uns aber nur geringfügig stört.








Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen vom KIT für die tollen vier Tage, in denen ich eine andere Art des Pilgerns kennenlernen durfte!