Archiv für den Monat: Mai 2016

12. Tag Montag, 30. Mai 2016 Amsoldingen nach Schwarzenburg

Heute steht mir eine längere Etappe bevor.
In der Nacht hat es nochmals geregnet, aber schon auf den ersten Meter schaut blauer Himmel zwischen den Wolken durch.

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Ich gehe durch Militärgelände, das heute unbenutzt ist, aber von irgendwo höre ich ständig Artilleriefeuer. Bei Amsoldingen liegen nicht nur zwei eiszeitliche Seen, die ganze Gegend zeigt die Spuren dieser Zeit.

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Viele Bauernhöfe sind teilweise noch aus Holz gefertigt und handwerkliche Kunstwerke.

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Die Wolken hängen so tief,  dass die Berggipfel verborgen bleiben.

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Auf einer Weide tummelt sich eine Herde Bisons, vom Bullen bis zum Kalb sind alle gemeinsam  unterwegs. Fast so wie im Yellowstone NP.

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Liebe Menschen haben ein Herz für Pilger. Zur freien Entnahme gibt es mehrere Sorten Getränke und kleine  Literatur.

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Solche Wege sind mir am liebsten! Die Markierungen in der Schweiz sind vorbildlich. Wenn ich einmal vom Pfad angekommen bin, war es meine Unaufmerksamkeit.

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Die Gärten sind voll mit schönen Blumen. Die Akeleien sind fast immer vertreten.

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Auffallend ist aber der fehlende Artenreichtum auf den Wiesen. Selten sehe ich so verschiedene Blumen  auf einem Platz. Durch die intensive Nutzung sind nur wenige Blumen vorhanden.

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Das Gemeindehaus von Blumenstein ist ein stattliches Gebäude mit einem netten Turm.

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In einer Bäckerei erstehe ich mein erstes Nussgipfel, offensichtlich eine Spezialität des Landes. Für uns ist’s einfach ein Nussgipfel.

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Eben ist kaum ein Wegabschnitt, aber es gibt weniger steile Passagen als an den letzten Tagen.

Das Schloss Burgistein kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die Umgebung ist bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt.

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Ziegen warten auf einer Weide mit vollem Euter auf das Melken. Die beiden haben mir besonders gefallen.

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Es beginnt ein heftiger, kalter Wind zu wehen. Dieser Westwind soll schlechtes Wetter bringen, von 22.00 – 5.00 Uhr wäre eine gute Zeit.

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In Riggisberg ist nach der Reformation nur wenig in der alten Kirche verblieben.

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In Rüeggisberg stehen noch Ruinen von einem  Kloster der Cluniazenser  aus dem Beginn des 12. Jhdts.

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Eine Brücke über den Schwarzenbach.

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Oder eine andere…

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Auf einem  Bauernhof laufen allerlei  exotische Nutztiere umher. Neben Dromedaren, Alpakas und Lamas gibt es auch dieses Yak.

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Es gibt ihn noch, den Pilgerschatten. Nicht zu kräftig, aber doch. Die Sonnenkraft trotzt dem Wind.

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Vom Galgenberg habe ich eine schöne Aussicht auf Schwarzenburg.

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Das Dorf ist sehr verwinkelt gebaut.
Die „Frühmesskapelle“ mit ihrem markanten Turm steht umgeben von alten Häusern.

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Tagesstrecke: 31.5 km
Bergauf: 1123 m
Bergab: 897 m

11. Tag Sonntag, 29. Mai 2016 Merligen nach Amsoldingen

Der heutige Tag war feucht, nicht gerade fröhlich.
Etwa eine Viertelsttunde nach Aufbruch beginnt es zu nieseln. Nach einiger Zeit wird das Nieseln zu leichtem Regen und schließlich wäscht es regelrecht. Die Regenhose nicht gleich anzuziehen war die zweitbeste Alternative! So waren die Wanderwege nass, das Wasser in den Schuhen hätte ich mir ersparen können.

Beim Aufbruch schaut es noch gar nicht so übel aus.

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Viele der Häuser gehörten einst zum  Gut Ralligen, einem ehemaligen Weingut der Augustiner Chorherren Interlaken.

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So hoch können Hängebrücken hängen. Mein ursprünglicher Plan, dort die Schlucht bei Sigriswil zu überqueren, ist dem Wetter zum Opfer gefallen.

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Die Fußgängerhängebrücke über die Gummischlucht ist mit einer Spannweite von 340m und einer maximalen Höhe von 182m über Grund eine der Attraktionen der Gegend.

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Durch den starken Regen der letzten Tage kommt das Wasser braun den Berg herunter.

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Obwohl ich meistens das andere Ufer sehe, wird das Wetter nicht besser.

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Der Kirchturm von Oberhofen wirkt sehr imposant.

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Endlich ist  Thun erreicht. Ein Stadtbummel macht bei diesem Wetter wenig Spaß.

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Die Innenstadt wirkt wie ausgestorben.

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Bei einem Familienfest der Stadt vor dem Rathaus sind nur wenige Kinder in dicker Regenkleidung zu finden.

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Erst an meinem Tagesziel in Amsoldingen mache ich noch ein paar Aufnahmen. Der Regen setzt alles unter Wasser.

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Der romanische Bau aus der Zeit um 1000 n. Chr. ist sehr beeindruckend. Wie auch andere Kirchen der Region wurde sie nach der Reformation durch Zwingli von allem Schmuck „befreit“.  Nur die Fresken unter der der Malerei haben die Gegenwart erlebt.

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Im erhöhten Presbyterium steht ein Taufstein aus dem 14. Jhdt. Darunter liegt eine schöne Krypta.

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Das heutige Quartier teile ich mit einem Weststeirer, der zufällig hier gelandet ist.
Zum Abschluss des Tages gibt es eine Portion Rösti mit Schinken und Spiegelei. Irgendwoher muss die Energie für den morgigen Tag kommen.

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Tagesstrecke:  24,1 km
Bergauf: 292 m
Bergab: 893 m

10. Tag Samstag, 28. Mai 2016 Oberried am Brienzersee nach Merligen

In der Nacht ist ein heftiges Gewitter niedergegangen und in der Region hat es auch Hagel gegeben.
Meine Wirtsleute haben mir ein ausgiebiges Frühstück vorgesetzt. Sie nehmen seit heuer Jakobspilger auf, da die Kinder außer Haus sind und die Räume leer stehen.

Der Himmel ist in der Früh wolken- und nebelverhangen. Keine zwei Häuser vom Quartier entfernt beginnt es leicht zu regnen.

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Auch heute geht der Weg auf und ab, aber glücklicherweise nicht so wie gestern. Die Temperaturen sind auch angenehm.

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Holzproduktion und Verarbeitung sind hier ein wichtiger Zweig der Wirtschaft.
Hier kann ich die Herstellung eines Blockhauses nachverfolgen.

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In Ringgenberg stehen dann die alten und neuen Beispiele der Zimmermannskunst.

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In die alten Burgmauern ist eine neue Kirche eingebaut worden.

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Nur ein paar Holzhäuser erinnern an Vergangenes.

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Auf meinem Weg nach Interlaken werde ich immer mehr mit den Folgen des Hagels in der Nacht konfrontiert. Aus einem Gespräch erfahre ich, dass Hagel in diesem Landstrich eine neuere Erscheinung  ist.

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Die letzten Teile des Brienzersees  gehen in die Aare über, die hier sogar noch mit einem Dampfschiff befahren wird.

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Interlaken ist eine Touristenmetropole, die Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Viele Menschen sieht man vor allem aus dem asiatischen Raum. Große Hotels mit klingenden Namen säumen die Straßen.

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Die Touristen kommen vor allem wegen Mönch, Jungfrau und Eiger.

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Während die ersten beiden immer wieder ihre Gipfel zeigen, bleibt der Eigergipfel hinter Nebelschwaden verborgen.

Ich wandere am Ufer des Thunersees weiter bis der Anstieg zur Beatushöhle kommt. Viele der Treppen sind aus dem Felsen geschlagen.

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Die Beatushöhle ist ein weit in den Berg reichende Tropfsteinhöhle, in deren Eingangsbereich sich der aus Irland stammende Mönch und Missionar Beatus gelebt hat.  Durch die Höhle schießt das Wasser, das höher am Berg versickert.  Bei der Höhle kommt es dann aus dem Berg.

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Im Inneren finden sich auch kleinere Tropfsteinformationen, die darauf schließen lassen, dass die Höhle nicht sehr alt ist.

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Funde zeigen aber, dass diese Stelle schon in urgeschichtlicher Zeit als Unterschlupf verwendet wurde.

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Heute nächtige ich in einem sehr alten Gebäude (ca. 16. Jhdt.), das heute einem evangelischen Verein gehört.

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Tagesstrecke: 27,7 km
Bergauf: 1260 m
Bergab: 1290 m

9. Tag Freitag, 27. Mai 2016 Kaiserstuhl/Enetmatt nach Oberried am Brienzersee

Still liegt der Lungerersee im Morgenlicht. Nach einem informativen Gespräch mit meiner Gastgeberin über die Strukturen der Landwirtschaft in der Gegend und gleichzeitigem ausgiebigen Frühstück ziehe ich los. Gestern war ein „Kirchentag“, heute sollte es ein „Wassertag“ werden.

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Leider ist schon in der Früh der Verkehrslärm die kurzen Autobahnstücks sehr belästigend. Im engen Tal verstärken sich die Geräusche.

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Am anderen Seeufer liegt Lungern, das vor Jahren nach einem Unwetter von einer schweren Wasser- und Steinlawine heimgesucht wurde, die von der alten Kirche nur mehr den Turm  übrig ließ. Der steht jetzt noch, die neue Kirche wurde auf einen sicheren Felssporn gesetzt.

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Alte Gebäude werden liebevoll instand gehalten.

Jetzt kommt die nächste Herausforderung: der Brünigpass.
Während die Autos und Motorräder die Straße nehmen, bin ich auf dem alten Saumpfad unterwegs. Wie viele sich wohl vor mir den steilen Weg nach oben gebahnt haben?

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Manchmal kann man sich von der Blütenpracht überraschen lassen.

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Unter einer Felsnische geschützt liegt ein Buch, in das sich Pilger eintragen können. Ich habe die Gelegenheit gerne genutzt, meine „Spuren“ zu hinterlassen.

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Die Tiere der Bauern sind jetzt auf den Almen.

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Kurz vor der Passhöhe erreiche ich einen neuen Kanton. Aus Obwalden komme ich nach Interlaken.

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Jetzt ist die Passhöhe erreicht, erst war weniger anstrengend als befürchtet.

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Gleich  nach Beginn des Abstiegs erlebe ich live einen typischen Mutter – Tochter – Konflikt mit eine pubertierenden Fünfzehnjährigen (Man hat’s nicht leicht!  – beide).

In meiner Einleitung erwähnte ich den „Wassertag“. Von den hohen Felskanten stürzen zahlreich atemberaubende Wasserfälle herab. Dahinter die schneebedeckten Berge – richtig kitschig. Weniger schön ist, dass die Schweizer Luftwaffe mich mit Flugübungen beeindrucken will und die Luft ständig  mit Jetlärm erfüllt ist.

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Von einem Aussichtspunkt sehe ich auch das „Nest  der Vögel“, den Militärflugplatz Unterbach.

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Danach beginnt der Abstieg: wer da hinunter kommt, braucht die andere Jakobswege nicht zu fürchten. Meine Gastgeberin hat mich in der Früh zu Recht gewarnt.

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Es geht im wahrsten Sinne über Stock und Stein hinunter nach Brienzwiler, einem Bilderbuchdorf mit vielen alten Häusern.

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Ich gehe den Weg weiter zum Brienzersee mit dem Ort Brienz, der nicht nur dem Ort, sondern auch einer Käsesorte den Namen gegeben hat.

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Auch in Brienz gibt es in einem Ortsteil besonders schöne alte Häuser.

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Brienz ist auch für Holzschnitzereien bekannt. Die beiden sind offenbar aus besonderem Holz geschnitzt.

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Das Schiff bringt Touristen auf die andere Seite des Sees, wo der Giessbachfall eine Touristenattraktion ist.

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Mein Weg führt mich hundert Meter über dem See entlang des Westufers nach Oberried.

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Unterwegs überquere ich über eine Hängebrücke eine tiefe Schlucht.

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Es ist sehr heiß und ich finde ein schönes Quartier mit wunderbarem Ausblick auf den See.

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Tagesstrecke: 25,2 km
Bergauf: 1306 m
Bergab: 1337 m

8. Tag Donnerstag, 26. Mai Stans nach Kaiserstuhl/Enetmatt

Pünktlich um fünf Uhr beginnt die große Glocke der Kirche in Stans zu läuten. Gut, dass ich schon munter bin und mir den nahen Sonnenaufgang nicht entgehen lassen will.

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Als die Sonne dann wirklich hinter den Bergen hervor kommt, ist das Licht zu hell, um zu fotografieren.
Nach reicher Auswahl beim Frühstück und mit frischer Wäsche beginnt die Wanderung mit viel Motivation. Ursula ist wieder mit von der Partie. Sie plant Flueli-Ranft als Etappenziel ein, ich den Lungerersee.

Gleich am Ortsausgang steht die kleine Kapelle „Maria im Schnee“. Sie erinnert an einen Lawinenabgang, bei dem die Lahn kurz vor dem Ort zum Stehen kam.

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Kurz danach queren wir die Gleise der Stanser Standseilbahn in Richtung  Stanser Horn. Sie sieht schon richtig nostalgisch aus.

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Mit jedem Meter Höhe wird die Aussicht schöner.

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Der rechte dunkle Berg ist der Pilatus, nach dem die Flugzeugwerke im Tal benannt sind. Zum See hin liegt der Militärflugplatz Alpnach.

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Im Wald steht der Bärlauch in voller Blüte.

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Kurz vor St.  Jakob gehen wir an diesen Zauberhäuschen vorbei, die eigentlich nur aus Holzscheiten und Festern bestehen.

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In St. Jakob wird gerade Fronleichnamsgottesdienst gefeiert.

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Die vier Himmelträger bereiten sich in ihrer Festtagstracht auf den Umzug vor. Jeder Verein nimmt mit der Vereinsfahne teil.

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Die Kirche steht auf einem kleinen Hügel und dominiert den Ort.

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Das Innere wirkt angenehm schlicht.
Auf dem Hochaltar entdecke ich wieder einen schönen Jakobus.

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Über Almen geht der Weg an vielen Kapellen vorbei, die schön restauriert sind. Der Ausblick aufs Tal entschädigt für die Mühe beim Aufstieg.

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Vor mir liegt schon der nächste See, der Sarnersee.

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Eine noch nicht geerntete Blumenwiese
ist voll mit Geflecktem Knabenkraut.

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Eine kleine Stärkung am Wegrand mit einer wunderschönen Aussicht ist doppelt erholsam.

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Heute sind durch den Feiertag einige Pilger und viele Wanderer unterwegs.

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Sie halten auch im Dominikanerinnen-Konvent „Haus Bethanien“ Einkehr.
Neben dem eher plumpen Wohntrakt sticht die Kirche durch ihre Architektur außen und innen hervor.

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Von Ferne sind schon die Kapellen von Flueli-Ranft zu sehen.

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Dort lebte Bruder Klaus, der Nationalheilige der Schweiz.

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In der ersten Kapelle mit einem leichten, luftigen Altaraufsatz scheint Maria zu schweben.

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Daneben Bruder Klaus in einem modernen Schrein.

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Der Ort Flueli lebt vom Fremdenverkehr, der durch den Hl.  Klaus hervorgerufen wird.

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Die Größe und Ausstattung seines Geburtshauses lassen vom Reichtum seiner Familie ahnen.

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Auf der Abstiegsroute nach Sachseln am Sarnersee stehen Metallskulpturen mit verschiedenen religiösen Motiven.

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In einer kleinen Dorfkapelle entdecke ich  wieder einen Jokel.

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Den Abschluss des heutigen Tages bildet der Aufstieg zum Lungerersee, ein natürlicher Bergsee mit viel Geschichte, der heute zur Stromerzeugung dient.

Wegstrecke: 30,2 km
Bergauf: 1110 m
Bergab: 852 m

7. Tag Mittwoch, 25. Mai Ingenbohl nach Stans

Der neue Tag bricht an und verspricht schön zu werden. Gleich  nach dem Frühstück zieht es die kleine Pilgerschar in das etwa einen Kilometer entfernte Brunnen. Von dort kann man mit dem Schiff nach Treib übersetzen.

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Die Fahrt dauert etwa eine viertel Stunde.

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Gestern  bin ich noch links vom linken  Gipfel herunter gegangen. Die beiden Gipfel sind der Kleine und der Große Mythen. Auf dem Übergang ist immer  noch Schnee zu erkennen.

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Von der Anlegestelle Treib gibt es eine Standseilbahn auf den Seelisberg. Mein Weg führt aber entlang des Sees nach oben.

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Zuerst wandern wir zu viert, dann gehe ich mit Ursula aus der Schweiz weiter. So habe  ich nicht nur eine nette  Begleiterin, sondern auch gleichzeitig eine Dolmetscherin mit.

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Der Ausblick auf den Vierwaldstättersee ist grandios.

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Der Weg folgt alten Saumpfaden oft eng an Felswänden entlang. Nichts für Personen, die nicht schwindelfrei sind, aber nie gefährlich oder ungesichert.

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An Berg erwartet uns eine Almlandschaft wie aus „Heidi“, nur etwas moderner.

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Alt ist hingegen eine kleine Kapelle vor Emmetten, die eine eindrucksvolle Totentanzdarstellung zeigt.

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Nach Emmetten führt mich der Weg wieder steil hinunter zum See.

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In Beckenried werde ich von der Ankunft des Raddampfers „Uri“ überrascht, der als Linienschiff am See eingesetzt  wird.

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Müde Pilger, bereit zum Weitergehen.

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In Stans mit seinem Kirchturm aus der Spätromanik ist für heute Schluss.

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Die prächtig ausgestattete Kirche wirkt überdimensioniert.

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Auch unser Pilgerpatron steht an repräsentativer Stelle.

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Im Ort gibt es mehrere Denkmäler, die die Schweizer Geschichte in Erinnerung rufen.

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In einer kleinen Pension finde ich dieses nette Zimmer. Schön, wenn man für sich so viel  Platz  hat. Auch die Wäsche kann ich in der Maschine waschen lassen.

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Ein rundum schöner Tag geht mit einem guten, deftigen Abendessen zu Ende.

Tagesstrecke: 25,3 km
Bergauf: 921 m
Bergab: 792 m

6. Tag Dienstag, 24. Mai 2016 Einsiedeln nach Ingenbohl

Nach einer guten  Nacht im „Webstuhl“  habe ich in der Früh extra getrödelt, um dem Wetter Zeit zu lassen, sich zu bessern. Es hat geklappt.

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Die ersten blauen  Flecken zeigen sich kurz am Himmel und das Regenzeug bleibt vorerst unbenutzt.

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Etwa zwei Kilometer außerhalb von Einsiedeln liegt das Frauenkloster Au.

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Kurzfristig kommt ein leichter Nieselregen zurück, der aber bei seiner Intensität um ignorieren ist. Ich wandere durch das Alpthal, mit frischen, grünen Wiesen. Ackerbau gibt es hier kaum, Rinderzucht ist alles. An dieser Stallwand sind die Auszeichnungen für hohe Erträge ausgestellt.

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Aber nicht nur Milchleistung, sondern hohe Fleischqualität ist gefragt.

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Auch so können Straßennamen heißen.

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Im Ort Alpthal ist das alte Gemeindehaus rundum mit Sprüchen verziert.

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Die Berge rücken immer näher und der Schnee scheint bedrohlich tief herabzureichen.  Wo geht’s auf Haggenegg?

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Auf Kilometer 9 überwinde ich nicht weniger als 235 Höhenmeter!

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Auch ein Bach, der sich durch das Schmelzwasser füllt, wird überquert. Ein paar improvisierte Wasserfälle  runden das Bild ab.

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Der Weg wirkt wie eine alte Römerstraße, nur die Spurrillen in römischer Einheitsbreite fehlen.
Je weiter ich hinauf komme, desto weiter ziehen sich die Schneereste nach oben zurück. Wahrscheinlich lässt die positive Energie der Pilger den Schnee schmelzen.

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Schließlich hole ich den Schnee doch noch ein, aber der Weg ist immer schneefrei.

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Die Primeln müssen sich den Weg durch den Schnee erkämpfen.

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Endlich auf der Passhöhe angekommen: 1414 m.

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Die kleine  Kapelle ist interessant gestaltet.

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Jetzt ist ist’s aber Zeit für eine Stärkung im Gasthof.

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Eine Suppe und ein  Chübeli *) stellen das isotonische Gleichgewicht wieder her.

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*) Schweizer Biermaße:
Stange: 0,3 l
Kübel oder Chübeli : 0,5 l

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Die Wolken lichten sich und lassen den Blick in die Täler zu.

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Unterwegs uns liegt der Vierwaldstättersee und Brunnen.

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Die Wiese beim Abstieg ist voller Primeln.

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Über 900 m geht es hinunter nach Schwyz.

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Das Bundesbriefmuseum zeigt alte Dokumente aus der Gründungszeit der Eidgenossenschaft.

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Eidgenössische Verteidigungsbereitschaft

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Um die Pfarrkirche liegen ein paar Kapellen mit bemerkenswerter Einrichtung.

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Auf dem Hauptplatz steht das bunte Haus, Das die Schweizer Geschichte dokumentiert.

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Auf meinem weiteren Weg komme ich an der Wendelin – Kapelle vorbei. Dieser barocke Bau steht fast auf freiem Feld.

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Im Altartisch ist das Reliquie frei sichtbar.

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Der Hl. Wendelin sorgt sich um das Vieh der Bauern.

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Endlich nähere ich mich dem Etappenziel, dem Kloster von Ingenbohl.

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So schön kann pilgern auch sein….

Tagesstrecke: 22,8 km
Bergauf: 465 m
Bergab: 1202 m

5. Tag Montag, 23. Mai 2016 Rapperswil nach Einsiedeln

I’m walkin‘ in the rain
Just walkin‘ in the rain
What a glorious feeling
I’m happy again…

Dieser abgewandelte Song von Gene Kelly ist mein heutiges Tagesthema.

Die Wetterprognosen sind richtig, in der Nacht beginnt es zu regnen und hört mit Ausnahme einiger zaghafter Verminderungen nicht auf. Gut, dass die Kleidung passt.

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Die Herberge verlasse ich kurz nach acht Uhr, gut eingepackt gegen den Regen.

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Über den langen Holzweg, der nur Fußgängern vorbehalten ist, geht’s durch Wind und Regen  Richtung Pfäffikon.

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Ein Blick zurück nach Rapperswil

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Dieser Fluss / Kanal ist die einzige befahrbare Verbindung zum Ostteil des Sees.

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Die moderne, architektonisch interessante Kirche prägt das Bild von Pfäffikon. Auch die Innenausstattung ist sehr gelungen.

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Jetzt wird es wirklich ernst mit dem Aufstieg auf den Etzelpass.

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Wahrlich über Stock und Stein, über Wurzeln und Wiesen führt der Weg.

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Schade,  dass heute die Sonne nicht scheint, der Ausblick wäre grandios.

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Mitten im Wald finden sich gepflegte Relikte der Schweizer Verteidigungspolitik, die sich gegen die Deutschen verteidigen wollte.

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Oben auf dem Pass steht die Meinhard – Kapelle und ein Gasthaus zur Labung der Pilger, die nach Einsiedeln wollen.

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Nach dem Pass geht’s wieder eine Straße steil bergab. Im Haus neben der Brücke, der Teufelsbrücke, wurde der berühmte  Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus,  geboren.

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In der Ferne lässt sich schon die Klosteranlage von Einsiedeln  erkennen.

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Das Stadtbild wird bestimmt von dem prächtigen Bau mit den Doppeltürmen.

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Vor dem Stiegenaufgang thront eine vergoldete Marienstraße auf einem Sockel.

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Gleich beim Eingang wird der Blick auf das Marienheiligtum gelenkt, wo die Schwarze Madonna mit ihrem Kind steht.

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Die Ausstattung der Kirche in üppigem Barock ist beeindruckend.

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Am Abend darf ich noch die Vesper miterleben, die von den Benediktiner – Mönchen mit lateinischen Gesängen gestaltet wird. Den Höhepunkt bildet das Ave Maria in der Gnadenkapelle.

Tagesstrecke: 16,4 km
Bergauf: 799  m
Bergab: 334 m

4. Tag Sonntag, 22. Mai 2016 Wattwil nach Rapperswil

Die Nacht im Kloster hat gut getan. Beim Frühstück erfahre ich mehr über das Projekt „Fazenda da Esperança“. Ein Koreaner startet vor mir, denn er will heute bis Einsiedeln gehen.
Den gestrigen Tag spüre ich überraschend wenig.

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Ein schöner Weg führt mich gleich über das Tal. Unterwegs treffe ich auf Christoph, der vor dem Frühstück nur einmal eine Runde drehen  wollte. Wir kommen ins Plaudern und wandern über eine halbe Stunde dahin. Dann will er sich verabschieden und wir tratschen noch eine viertel Stunde drauf. Kein Wunder, dass ich für den Kilometer ewig brauche. Aber schön war’s. Das ist Camino.

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Er klärt mich auf,  dass die Berge im Hintergrund die Churfirsten sind. Das ist keine schwyzerdütsche Form von Fürst, sondern meint den (Dach-) First.

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Die Wiesen stehen jetzt in voller Pracht und die die Landwirte sind in Eile, das Heu noch vor dem morgigen Regen unters Dach zu bringen.

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Die Bauernhöfe hoch über dem Tal sind oft recht alt, wie der aus dem 17. Jhdt.

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Der Spruch auf dem Haus:
Wer spät in Trewen schafft sein Fach
Darf stolzen auf sein Tor und Dach
Es sitzt kein Küng so hoch im Land
Er nehrt sich von des Pauern Hand

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Diese Blumen finde ich immer wieder an feuchten Stellen. Ich kenne sie nicht. Ihr?

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Fast lebensecht!

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In Walde komme ich bei einer Kleinkäserei vorbei. Die beiden Kessel fassen jeweils 500 Liter Milch, um daraus die Tagesproduktion von acht Laiben Brienzer Hartkäse herzustellen. Der wird in der Regel  zwei Jahre gelagert.

Heute geht es wieder ordentlich bergauf bergab. Aus der Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel, die keiner kennt.

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Die Kirche von Sankt Gallenkappel hat der alten Kirche von Walde den Rang abgelaufen und wurde in der Barockzeit Zentrum religiöser Aktivitäten.

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Jetzt nähere ich mich dem Zürchersee bei Neuhaus. Nach Einsiedeln kann man auch links um den See gehen.

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Ich möchte jedoch nach Rapperswil und wähle die nördliche Route.

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Rapperswil ist eine lebendige Kleinstadt, deren Wahrzeichen, die Burg, alles überragt.

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Prächtige Gebäude zeichnen auch den Hafen aus.

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Ich finde rasch die Pilgerherberge, die an diesem Wochenende von einem Vorarlberger Paar geführt wird.

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In alten Mauern ist eine heimelige Herberge entstanden, die ich gerne weiter empfehle.

Tagesstrecke: 26,9 km
Bergauf: 828 m
Bergab: 1077 m

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3. Tag Samstag, 21. Mai 2016 Herisau nach Wattwil

Der heutige Tag verspricht wieder schön  zu werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich von Theres und Manfred bringt mich nach Herisau, dem gestrigen Etappenende.

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Ein paar prächtige Häuser prägen den Ortskern.

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Der Markt wird gerade erst aufgebaut. Man könnte aber schon zugreifen.

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Die Kirche St. Laurentius würde um 1520 fertig gestellt und ist heute evangelisch.

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Mein heutiger Leitberg ist der Säntis. Ich werde ihn immer wieder zur Orientierung nutzen können.

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Gleich nach dem Verlassen des Ortes führt der Weg über saftige Weiden steil bergan.

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Immer wieder ist auch noch ein Blick auf den Bodensee zu erhaschen.

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Viele Apfel- und Birnbäume blühen gerade; manche treiben sogar erst aus.

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Mein Lieblingsbaum ist diese Linde, die am Ende eines steilen Weges steht.

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Von dort kann man weit in das Land schauen. Im Hintergrund liegt der Ort Schwellbrunn, die höchstgelegene Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhode.

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Die Wege führen durch saftige Wiesen,  den größten Teil der Strecke hat man keinen Asphalt.

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Schließlich taucht St. Peterzell auf, eine Klostergründung von 1050.

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Da der Ort an der Kreuzung mehrerer Handels- und Pilgerwege lag, bekam er wirtschaftliche Bedeutung.

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Das Gasthaus Schäfle gehört zu den ältesten im Ort. Aber auch andere können sich sehen lassen.

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Dem Stier möchte ich nicht begegnen.

Die prachtvolle Fassade dieses Hauses hat es in viele Publikationen geschafft.

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Hier gab es ein Badehaus.

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Manch steiler Anstieg bringt mich ganz schön zum Schwitzen: direkt hinauf und im gleichen Stil hinunter.

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Vor mir liegt Wattwil.

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Auf einer Moräne liegt das ehemalige Franziskanerinnenkloster St. Maria der Engel, das bereits seit 600 Jahren Bestand hatte und dessen Gemäuer seit vier Jahrhunderten bewirtschaftet wurden.

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Heute ist es eine „Fazenda da Esperança“, eine Einrichtung, die sich der sozialen Wiedereingliederung widmet, aber auch für Treffen  und als Begegnungsstätte offen  ist.

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Für das gemeinsame Abendessen treffen sich alle Bewohner.

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Meine heutige Nacht verbringe ich in einer ehemaligen Nonnenzelle. Die Tür ist so niedrig,  dass der Türstock auf Augenhöhe ist.

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Tagesstrecke: 23,7 km
Bergauf: 1219 m
Bergab:  1366 m